Den gestrigen Nachmittag habe ich bei Sorya verbracht. Was für eine Frau! Sie ist 40 Jahre alt, verheiratet und hat 5 Kinder zwischen 17 Jahren und 7 Monaten. Dazu eine 4-jährige Enkeltochter…
Sie lebt im colored Teil des Townships in Hermanus. Hier zwei Bilder damit ihr die unmittelbare Umgebung sehen könnt, in der Sorya kocht.
Früher hat sie mit ihrer Familie in Paarl gelebt, das ist in der Nähe von Cape Town. Durch einen schwereren Schicksalsschlag in ihrer Familie wollte sie diesen Ort dringend verlassen. So kamen sie nach Hermanus. Hier leben sie in einem kleinen, jedoch gemauerten Haus alle zusammen. Sie erzählt mir, als sie das erste Mal in diesem Haus war und aus dem Küchenfenster gesehen hat, hat sie auf der gegenüberliegenden Strassenseite viele Kinder gesehen, hungrige Kinder. Sie meint, sie weiss wie ein hungriger Mensch aussieht. Sie hat in ihrer Jugendzeit selbst oft Hunger gelitten. Nichts geht mehr, wenn du über längere Zeit Hunger hast. Du hast keine Arbeitsleistung, keine Konzentration, keine Kraft. Und zuletzt verlierst du auch den Glauben daran, dass sich je etwas ändern wird.
Auf jeden Fall hat ihr Mann ihr an diesem besagten Tag 300 ZAR zuhause gelassen, damit sie für die Familie kochen kann. Mit einem Blick auf die hungrigen Kinder ist sie zum nächsten Shop gelaufen und hat Mehl, Eier, Backpulver und Milch gekauft. Damit hat sie Fat Coks / Fat Cakes gebacken. (Rezept: denn die schmecken wirklich gut: https://www.princesstafadzwa.com/fatcooks-recipe/) Fertig gebacken ist sie raus auf die Strasse und hat sie den Kindern verteilt. Seit diesem Tag kocht sie täglich für 70 -100 Kinder. Gott hat sie gerufen, Gott hat ihr die Fähigkeit gegeben, kochen zu können und Gott hat ihr dieses Herz geschenkt. So sieht sie es nun als Auftrag Gottes, mit ihren Fähigkeiten anderen Menschen zu helfen.
Ihre Familie hat es nicht immer leicht, auch sie müssen schauen wie sie über die Runden kommen. Am besten geht es ihr, wenn sie ganz allein in der Küche ist und kocht. Währenddessen kann sie mit Gott sprechen, was sie regelmässig tut. Und Gott antwortet ihr auch. Er hat dich zu mir geschickt, schmunzelt sie, siehst du wie es funktioniert?
Auf meine Frage wie sie das finanziert holt sie blitzschnell einen Ordner hervor. Eine fein säuberliche Abrechnung liegt vor mir. Sie bewahrt jeden Kassenbon auf, schreibt jede einzelne Einnahme und Ausgabe auf. Ich darf Fotos machen.
Sie ist stolz auf ihre Auflistung und meint, wenn Spender kommen und sehen wollen, was mit ihrem Geld geschehen ist, kann ich es ihnen zeigen. Dann glauben und vertrauen sie mir und helfen mir weiterhin. Sie ist ein One-Woman-Unternehmen. Ihre Organisation hat sie eintragen lassen, damit sie immer auf der sicheren Seite sein kann. Ich bin tief beeindruckt von dieser so bescheidenen Frau!
Sie hat ein paar wenige regelmässige Spender/innen. Monatlich braucht sie zwischen 14´000 – 16´000 ZAR, das ist inklusive Strom, Gas, und Lebensmittel. Durch die regelmässigen Spender kommt sie auf rund 5100 ZAR. Sie ist diesen Menschen so dankbar. Alle Spender, die sie hat, sind Locals, kommen von hier. Da die 5000 ZAR nicht reichen, geht sie im Township umher und „bettelt“ sich das Geld und auch Lebensmittel zusammen, tagtäglich. Wie selbstlos kann ein Mensch sein? Auch dafür schreibt sie Quittungen, auch wenn sie nur 50 ZAR (3 €) erhält.
14´000 – 16´000 ZAR (+/- 1000 €) monatlich scheint auf den ersten Blick viel Geld zu sein. Heruntergerechnet auf 30 Tage und durchschnittlich 85 Kinder kommt eine Mahlzeit jedoch auf 0,40 €.
Sie hat Tränen in den Augen, sie sagt, das schwierigste sei immer, heute nicht zu wissen, ob es sich morgen wieder ausgeht. Aber es ist bis jetzt immer gegangen, Gott ist gut. Notfalls greift sie auch mal auf ihr privates Konto, manchmal ärgert das ihren Mann, aber er ist dann wieder zufrieden, erzählt sie mit einem Augenzwinkern. Von ihrem Kindergeld, das sie vom Staat erhält, zweigt sie die Hälfte ab und gibt es in die Suppenküche. Freundinnen und Nachbarn helfen ihr oftmals mit kochen und rüsten, auch ihre älteren Kinder müssen mithelfen. Sie meint, wir sind eine Gemeinschaft. Das leben wir hier. Jeder hilft jedem.
Ab und zu passiert es, dass sie die Kinder um 14 Uhr wieder nach Hause schicken muss, da sie nicht fertiggekocht hat. Das liegt dann daran, dass sie das Geld nicht rechtzeitig zusammen bekommen hat. So verzögert sich auch die Essensausgabe.
Wenn sie einen Wunsch frei hätte für ihre Suppenküche, dann wünscht sie sich, dass sie an jedem Tag noch mehr Kindern zu essen geben kann, vielleicht auch den Alten, und den Männern. Aber nur den Männern die arbeiten 😉. Und manchmal fände sie es schön, wenn sie die Mahlzeiten planen könnte. So muss sie immer komplett flexibel sein und spontan das kochen, was sie bekommt und was sie sich leisten kann.
Was sie grösste Belastung im Zusammenhang mit der Suppenküche sei, beantwortet sie folgend: Manchmal, wenn ich mich nicht gut fühle, oder meine Kinder Probleme haben, dann fühle ich mich schwach. Dann ist es schwer, die Menschen rund um mich um Geld zu bitten. Wenn sie Ja sagen, bin ich wieder motiviert den nächsten zu fragen, wenn sie Nein sagen, verliere ich viel zu schnell die Hoffnung und auch die Freude, das spüren dann die Nächsten, und helfen mir vielleicht auch nicht.
Sorya ist gut vernetzt im Township. So bekommt sie von den Shopbetreibern oft Gemüse oder Kartoffeln geschenkt, wenn diese sie nicht verkaufen konnten. Sie spaziert dann los und sammelt die geschenkten Lebensmittel ein.
Sie sieht müde aus. Dennoch lächelt sie. Sie ist sehr stolz darauf, noch keinen Tag ausgelassen zu haben in den vergangenen 5 Jahren. Stolz ist sie auch darauf, dass sie sich zwar Suppenküche nennt, aber vollwertige und gesunde Mahlzeiten zubereitet. Es ist ihr wichtig, dass die Kinder ausgewogen ernährt werden. Ein starker Körper ermöglicht einen starken Geist, so ihre Überzeugung.
Ich durfte gestern Teil der Essensausgabe sein, mit zwei anderen Ladies, die auch zum Helfen da waren. Zwei volle Töpfe stehen hier mit unzählbar vielen Packungen Toastbrot. Es gibt Fleisch, Linsen und Karotten in einer Sauce, dazu für jeden 2 Scheiben Toastbrot.
Die Kinder stehen brav in einer Reihe und warten geduldig, bis sie an der Reihe sind. Es ist Faszination pur.
Bevor der erste Teller gefüllt wird, wird gemeinsam gebetet und gesungen. Dann geht’s los. Anfänglich dachte ich, die zwei Töpfe werden nie leer. Weit gefehlt, sie waren leer zum Schluss und die Töpfe sind grösser als dass sie auf dem Foto aussehen.
Es waren unzählige Kinder da. Erwachsene durften sich auch anstellen. Aber erst nach den Kindern. Erst wenn alle anwesenden Kinder etwas bekommen haben, kommen die Erwachsenen an die Reihe.
Als die Töpfe leer waren, jedoch noch ein paar Männer anstanden, ist sie reingegangen, hat Marmelade geholt und Toastbrote für die Männer geschmiert, damit sie nicht hungrig von ihr weggehen müssen❤️ !
Ich habe ihr nun eine Facebook Page erstellt, da sie bis anhin mit ihrem persönlichen Profil gearbeitet hat. In meiner Überzeugung und auch in meinem Gefühl ist das eine richtig gute Sache was Sorya hier macht. Ich weiss nicht, ob ich schon einmal einem so selbstlosen Menschen in meinem Leben begegnet bin. Ich ziehe alle meine Hüte vor ihr! Gerne würde ich ihr Hilfe aus unseren Heimatländern zukommen lassen, deswegen die Facebook-Seite in Deutsch. Sie wird jeweils Fotos posten, ganz in ihrer Regelmässigkeiten und in ihrem Gutdünken. Bitte liked die Seite Mama Sorya´s Soupkitchen (https://web.facebook.com/mamasoryassoupkitchen/) und teilt sie fleissig, damit wir möglichst viele Herzen berühren können und sie finanzielle Hilfe bekommt. Ich werde alle meine Facebook-Freunde einladen.
Sorya hat zwei Bankverbindungen hier, eine für die eingetragene Organisation und ihre persönliche:
Privat: Capitec Bank Hermanus Kontonummer 166122988
Organisation: FNB Hermanus Konotnummer 62940312656, SWIFT Code FIRNZAJJ
Für die eingetragenen Organisation muss sie eine Buchhaltung führen und einreichen und über jeden Rand Rechenschaft ablegen. So geht es zum Beispiel nicht, dass ihr jemand auf ihr Business-Konto 100 CHF überweist und dazu schreibt, dass 20 CHF für sie privat sind. Sie darf diese 20 CHF dann nicht für sich nehmen. Deswegen die zwei Bankverbindungen. Ich schreibe so ausführlich zu diesen Konten, weil in den obigen Aufstellungen nur die effektiven Kosten aufgeführt sind. Sorya arbeitet for free. Vielleicht möchte ihr jemand persönlich etwas zukommen lassen❤️ ❤️ ❤️ .
Ich versuchte für sie PayPal einzurichten, damit es für uns einfacher wird, ihr ab und zu mal etwas zu überweisen. Leider ist ihr Handy jedoch so alt und der Speicher ist voll, dass wir die App nicht herunterladen konnten. Ich bleibe jedoch dran in den kommenden Wochen, so dass wir eine Lösung finden und ihr die einfachste Überweisungsmöglichkeit nutzen könnt, wenn ihr Sorya mit ihren 100 Kindern helfen möchtet. Vielleicht kaufe ich ihr ein neues Handy mit eurem Spendengeld?!
Die Bankspesen sind horrend hoch aus Europa nach Afrika, deswegen bin ich auf PayPal gekommen. Falls jemand einen anderen guten Dienst kennt/nutzt, der von Deutschland/Österreich und der Schweiz aus genutzt werden kann, lasst es mich bitte wissen. Ich nutze für die monatliche Überweisung an Andile jeweils XOOM, das ist auch ein Dienst von PayPal.
Bis wir hier soweit sind, könnt ihr bitte auch gerne an mich überweisen, paypalen oder twinten, bitte mit dem Vermerk Soryas Soupkitchen, ich werde ihr das Geld dann persönlich vorbeibringen ❤️ ❤️ ❤️ .
Vielen herzlichen Dank für eure Mithilfe und eure ersten Reaktionen auf meinen letzten Beitrag betreffs Sorya´s Soupkitchen❤️ ❤️ ❤️.
Sehr beeindruckende Berichte.
Diese Herzlichkeit tut gut und steckt hoffentlich an.