Zuerst mal die frohe Botschaft, mein Antrag auf eine Visaverlängerung wurde bewilligt, ich dürfte jetzt theoretisch bis zum 13. August 2022 in Südafrika bleiben. Wäre mein Antrag nicht bewilligt worden, hätte ich kommende Woche schon zurückfliegen müssen. So bin ich glücklich, dass ich bleiben darf und geniesse meine Zeit hier weiterhin bis am 23. Juni, dann geht’s weiter nach Uganda.
Sorya von Mama Soryas Soupkitchen hat mir heute geschrieben, dass sie auf der Bank war betreffs PayPal. Einrichten konnten sie ihr nichts, sie müsse das selbst tun, aber zumindest hat sie eine Anleitung erhalten, wie es einzurichten ist. Es freut mich sehr, dass sie so fleissig mithilft und alles erledigt was offen ist, damit wir zum angestrebten Ziel kommen. Am Sonntag fahre ich zu ihr und helfe ihr in der Suppenküche und während der Essensausgabe, danach kümmern wir uns zusammen um die Administration 😊. Sollte die PayPal Installation wegen dem in die Jahre gekommenen Handy nicht funktionieren, werde ich ihr ein neues Gerät kaufen gehen. Schliesslich braucht sie auch gute Fotos die sie ins Facebook laden kann, damit sie zu Spendengeldern kommt. Also wäre das eine gute Investition im Bereich „Hilfe zur Selbsthilfe“. Ich werde euch auf dem Laufenden halten ❤️!
Auf meinen gestrigen Aufruf zur Bestellung unserer Tafeln kamen so viele herzige und herzliche Reaktionen, vielen lieben Dank euch. 13 Tafeln sind bestellt, 5 wären noch zu haben. Bitte meldet euch, wenn auch ihr gerne ein Andenken aus Südafrika hättet und damit ein ehrliches Projekt unterstützen wollt.
Heute Nachmittag war meine 2. Kleingruppe der Mädels mit mir unterwegs. Es ist einfach toll. Wie hübsch sie sich machen, wie sie sich freuen und aufgeregt warten, bis wir wegfahren. Nur schon die Vorfreude miterleben zu dürfen ist ein Geschenk.
Das Programm war dasselbe wie vergangenen Mittwoch, in die Stadt zum Tagesmarkt, Verkäufer/innen beobachten, Produkte ansehen, schauen wie die zum Verkauf angebotenen Produkte präsentiert werden, so dass sie auch die Sicht des Kunden einnehmen können. Hausaufgabe auf den 19. Mai ist, zusammenschreiben in der Kleingruppe, was war gut, was hat mir nicht gefallen. Aus den Ergebnissen der 4 Gruppen werden wir dann unseren Verhaltenscodex für unseren Auftritt am Markt erarbeiten. Ich bin heute schon gespannt darauf.
Anschliessend wurden auch sie auf ein Eis eingeladen und wir wurden etwas persönlicher. Die gleichen Fragen wie letzte Woche, erzählt von euren Highlights des Lebens und euren schwierigsten/traurigsten Momenten eures Lebens. Daraus erarbeiten wir dann Skills, die den Mädels helfen können in allfälligen Krisenmomenten. Sie sind so offen und reden total ehrlich. Erzählen über erlebtes, lachen wieder, trösten sich gegenseitig und haben keine Ahnung, wieviel Resilienz sie mit sich tragen. Bewundernswert ❤️.
Wie aus dem Nichts traf mich die Frage eines Mädels, "Rita, warum sind die weissen Menschen reich und wir arm? Die weissen Menschen leben hier in der Stadt in schönen Häusern oder Wohnungen, wir sind alle im Township zuhause. Sie essen in Restaurants verschiedene Dinge die wir nicht kennen, wir essen manchmal eine ganze Woche Milipap, ein Brei aus Maismehl. Sie fahren teure Autos, wir haben kein Fahrrad". Ich war betroffen, wusste keine Antwort. Habt ihr eine Antwort?
So erzählte ich ihnen von meinem Job den ich hatte, bevor ich nach Österreich ausgewandert bin. Schulleiterin in einer Privatschule. Ich verdiente wirklich schönes Geld. Und ich wollte diesen Job. Und es ist gut, dass ich diesen Job hatte. Ich hatte eine teure Wohnung, ein neues Auto, einen Töff, einen tollen Lebensstandard. Aber, ich hatte kaum mehr Zeit für meine Familie, meinen Mann, meine Freunde, Hobbies, und auch keine Zeit mehr für mich selbst. Ich war tief unglücklich. Trotz viel Geld. So habe ich gekündigt und mir mein Leben zurückgeholt. Gott sei Dank, denn sonst wäre ich jetzt nicht hier in Südafrika.
Wir schauten uns gemeinsam die Menschen um uns herum an, alle Weiss. Sie schlendern gemütlich durch Hermanus, sehen sie glücklich aus? Zufrieden? Wir sehen beides. Ich versuchte ihnen zu erklären, dass der Unterschied nicht in der Hautfarbe besteht, sondern im Willen, im Ehrgeiz, im Fleiss, manchmal auch an den Möglichkeiten, und nicht allzu selten an glücklichen Zufällen (es fällt dir etwas zu, zufällig oder weil es für dich bestimmt war?). Unschwer zu erkennen, dass ich nicht an Zufälle glaube, oder😉? Oft hat man Glück im Leben, ich hatte auch oft Glück. Da gab es Menschen, die an mich geglaubt haben. Die mein Potenzial erkannt haben, das sagten sie zumindest. Denen ich sympathisch war? Was ist der jeweilige Auslöser? Wir wissen es nicht. Was ich weiss, ich war immer fleissig. Zuhause sitzen und warten, bis das Glück vorbei kommt, war und ist auch heute noch keine Option.
So habe ich ihnen geraten, seid fleissig, geht regelmässig in die Schule, lernt, lest soviel ihr könnt, seid offen und selbstbewusst. Erkennt und anerkennt eure Einzigartigkeit und euren Wert. Ihr seid wertvoll, ob schwarz, colored oder weiss. Alle sind wir einfach nur Menschen. Keiner von uns hat einen persönlichen Beitrag zu seiner Herkunft und Hautfarbe geleistet.
Ist unser Sein nun Zufall (uns zugefallen)? Oder Bestimmung?
Diese Frage des Mädels stimmt mich noch immer sehr nachdenklich. Das Mädel hat mir erlaubt, durch ihre Augen und ihre Seele auf uns Weissen zu schauen. Vielleicht finde ich eines Tages bessere Erklärungen für sie, für heute habe ich fertig nachgedacht....
Jetzt liegen noch 2 weitere Mittwochnachmittage mit den Kleingruppen vor mir. Danach werde ich jeweils Mittwochnachmittags und Samstagvormittags Einzelgespräche anbieten. Der Bann ist gebrochen, sie vertrauen mir. Sie wissen, dass sie sich auf mich verlassen können. Wenn ich ja sage, meine ich ja, wenn ich nein sage, meine ich nein. Wenn ich sage, ich werde da sein, bin ich da. Für viele von ihnen war das Neuland, nun kennen sie mich und vertrauen mir.
Danke für die Möglichkeit, hier sein zu dürfen. An alle Beteiligten und an alle die mich begleiten, ehrlich und von Herzen, Danke!
Mein heutiges Lieblingsfoto❤️:
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