Um 10 Uhr gings los, Janine und ich haben Mohaka bei ihr zuhause abgeholt. Wir fahren nach De Doorns zu ihrer Schwester und derer Kinder, 147km von uns entfernt. Normalerweise eine Reise von knapp 2 Stunden, wir brauchen länger, da mein Mietwagen wirklich nicht sooo eine gute Leistung hat 😉. Bergab rauscht er wie ein grosser, kaum geht’s Bergaufwärts, brauchen wir viel Zuspruch und Geduld 😃. Unterwegs muss Mohaka im Hospital von Worcester noch einige Papiere für ihren Sohn besorgen, ich habe nicht verstanden was sie konkret braucht, aber ja, natürlich fahren wir dahin, erst auf die Gemeinde, da hat sie alles bekommen was sie brauchte, dann ins Krankenhaus. Sie meint, sie geht quickly, eine Stunde später ist sie dann zurückgekommen 😉. Ja, ja, lacht nur, ich lerne hier viiiiel Geduld 😃😃😃. Ich habe auch nicht gesponnen, wie sie zurückgekommen ist, ich schwöre 😉.
Dann gingen wir Lebensmittel für ihre Familie einkaufen, einfach das Notwendigste. Kartoffeln, Reis, Zucker, Mieliepap (das ist Maismehl, aus dem kochen sie einen Brei, der sehr nahrhaft und gesund sei), etwas Chicken, Waschpulver, usw. Der Einkauf hat knapp 1200 ZAR gekostet, rund €70.
Dann ging es weiter nach De Doorns, logischerweise ausserhalb des Stadtzentrums, wie jedes Township hier. Man möchte das Elend ja nicht jeden Tag vor der Nase sehen. Wir fahren mitten ins Township, ich war und bin es noch immer, entsetzt. Überall liegt Müll, liegen Hunde, spielen Kinder, stehen Erwachsene rum. Aus den einen Shaks dröhnt die Musik, aus anderen schauen alte Menschen raus. Schnell musste ich wieder um Fassung ringen, denn wir standen vor dem Haus ihrer Schwester. Eine herzliche, liebe, ältere Frau die uns freundlichst willkommen geheissen hat. Sie hat uns Trauben geschenkt. Haben selbst nichts, und geben uns etwas. Ein kurzes Ringen mit mir selbst, dankend ablehnen, in Gedanken daran, dass sie die Trauben selber gut brauchen können? Oder ein dankbares Annehmen, was bringt der lieben Frau mehr? Ich habe mich fürs Annehmen und Bedanken entschieden, ich wollte sie nicht enttäuschen und vor den Kopf stossen. Sie war sehr dankbar für die Lebensmittel, die wir ihr gebracht haben 💓💓💓.
Übrigens ist diese liebevolle, ältere Dame die Oma von Thandeka, einem der Mädels aus meiner Gruppe.
Ich habe ihr das Foto gezeigt, Gott wie sie sich gefreut hat und stolz war. Natürlich mussten wir dann auch ein Foto von ihr mit uns machen, damit wir das morgen Thandeka zeigen können. Als wir gingen, sahen wir Tränen in ihren Augen💓💓💓.
Dann ging es weiter zu ihrer Nichte und ihrem Neffen mit Kleinkind. Vielleicht erinnert ihr euch? Es hat gebrannt bei ihnen und Mohaka ist an einem Samstag zu ihnen gefahren um Kleidung und Matratzen zu bringen. Ich habe damals Fotos im Beitrag gepostet (https://www.lebensgschichten.at/post/13-03-2022). Es herrschen fürchterliche Zustände da. Kaum sind wir ausgestiegen, steigt uns dieser bissige Gestank von Rauch in die Nase. Der ganze Bereich, die ganze Umgebung sieht verwahrlost und verbrannt aus. Im Shak ihrer Nichte stinkt es fürchterlich nach diesem Rauch. Sie haben wohl dieselben Materialien, die nicht verbrannt sind, genutzt, um das Shak wieder aufzubauen. Aber diesen Geschmack sind sie nicht losgeworden. Es scheint sie nicht weiter zu stören. Sie freuen sich über die Lebensmittel und bedanken sich herzlich.
So arm sie auch sind, sie sind immer sehr freundlich, sie lachen oft und scheinbar gerne. Sie heissen uns willkommen, wir dürfen auch gerne Fotos machen von ihrem Zuhause, Innen wie Aussen, es stört sie nicht. Sie haben wohl keine Vorstellung davon, wie wir uns in solchen Momenten fühlen. Für sie ist es normal und einige scheinen auch stolz zu sein auf ihr Shak, was mich sehr freut für sie. Wir schämen uns, dass wir daher kommen wie Touristen und ihr zuhause fotografieren.
Überall haben Kinder gespielt. Zur Standard-Ausrüstung bei einer Fahrt ins Township gehören Süssigkeiten, die wir glücklicherweise vorher gekauft haben. Janine verteilt ein paar LolliPops. Die Kinder freuen sich wahnsinnig darüber, jedes nimmt einen und jedes Kind strahlt uns an. Zum Schluss eine Umarmung und die Bitte, kommt wieder 💓💓💓.
Man möchte am liebsten überall bleiben und einfach nur helfen, sie in die Arme nehmen, ihnen ein schönes Zuhause geben, den Eltern sagen, dass sie ihre Kinder öfters umarmen sollen statt zu trinken und TV zu schauen, für sie kochen, Zeit mit ihnen verbringen.
Beschämt und nachdenklich treten wir den Heimweg an. Jeder von uns hängt seinen Gedanken und Bildern nach. Für Mohaka ist das alles normal, bald macht sie wieder Scherze und bringt uns zum Lachen.
Mohaka scheint den Tag mit uns sehr genossen zu haben. Wir haben sie verwöhnt, erst gab es Mittagessen, dann der Einkauf für ihre Familie und zum Abschluss haben wir sie in Hermanus zum Abendessen eingeladen.
Sie hat den Einkaufswagen recht selbstbewusst gefüllt mit allem was ihre Familie brauchen kann. In einer Selbstverständlichkeit hat sie von allem 2 Rationen genommen da zwei Haushalte zufriedenzustellen sind. Manchmal habe ich sie gebremst, manchmal habe ich mich ehrlich gesagt daran gestört, dass sie, so ganz ohne Rückfragen den Wagen gefüllt hat, so als ob sie selbst zahlen würde. Ich habe mich an den Einkauf mit Lollie für Andile erinnert. Lollie war da ganz anders. Sie hat immer gefragt, ob das wohl in Ordnung ist, hat ausschliesslich Angebote gewählt, sie war so richtig mit uns im Kontakt. Bei Mohaka hat mir das wirklich ein wenig gefehlt. Ich frage mich dann, ob es daran liegt, dass die Not so gross ist und man dann Gelegenheiten einfach nutzt wenn sie geboten werden? Das kann ich ihr dann nicht verübeln. Dennoch habe ich mich entschieden, mich finanziell bei ihr zurückzunehmen. Sie konnte ja doch schon recht viel profitieren und es gibt noch einige andere Menschen und Familien, die auch auf Hilfe angewiesen sind. Ist es richtig? Oder falsch? Ehrlich? Ich weiss es nicht. Sie hat ja nicht für sich selbst eingekauft, sondern für ihre Familie…..
Wenn ihr die Bilder angesehen habt, dann seht ihr selbst, da wird wirklich jedes Kilo Mehl gebraucht…. Wir werden sehen wie die Geschichte weitergeht.
Es ist echt eine Gratwanderung. Wem hilfst du? Wie hilfst du? In welcher Höhe hilfst du? Gehe ich wohl verantwortungsvoll genug um mit den Spendengeldern? Erneut, Fragen über Fragen. Glaubt mir, ich gebe mein Bestes und verlasse mich stark auf mein Gefühl, es wird mich richtig leiten. Danke für euer Vertrauen 💓💓💓. Wenn ihr mögt, gebt mir bitte gerne ein Feedback in den Kommentaren dazu, ich bin dankbar, wenn ich wieder einmal die Sicht von Aussen bekomme, danke💓.
Vorab einmal: du gibst ganz sicher dein Bestes und bist verantwortungsvoll. Ich kann deine Unsicherheit auch verstehen. Ich würde es auch bevorzugen, dass bei einem Einkauf - für wen auch immer - eine gewisse Absprache herrscht und nicht willkürlich der Einkaufswagen gefüllt wird. Ich/Wir machen das immer so, dass wir einen Betrag vorgeben (natürlich plus/minus ein paar Rand) und auch darauf achten, dass wirklich Grundnahrungsmittel (Mehl, Zucker, Tee, Reis, etc,), Hygieneartikeln, Obst und natürlich immer etwas Süßes im Korb landen. Bisher hat es gut funktioniert und ich meine, dass nicht nur wir sondern auch die Einkäuferin, zufrieden waren. Aber es ist natürlich immer eine Gratwanderung: man will weder gönnerhaft noch neidisch sein. Schwierig, sehr schwierig!