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AutorenbildRita Juri

09.08.2022 weitere Lebensgschichten

Hanna und ihr Team vom Mothers-Heart Orphanage freuten sich heute riesig, als ich wieder zu ihnen kam. Es war fast wie nach Hause kommen, echt herzig. Als erstes bringen sie mir einen Tee, so zubereitet wie ich ihn gerne mag, und dann beginnt die Fütterung, auch wenn ich nicht hungrig bin. Wie bereits einmal erwähnt, Food ist hier die Sprache der Liebe, also entsprechend könnt ihr euch vorstellen, wie sie aufgetischt haben….❤️.


Sie hatten 4 Familien auf dem Plan, welche von schweren Schicksalen betroffen sind, und die sie mir vorstellen wollten.


Mama Christin, 42 Jahre alt, 3 Kinder, ein Junge, 17 Jahre alt, er war in der Sekundary 4, 2 Mädchen, eines 11 Jahre alt, sie ging in die Primary 4, dann noch ein Mädchen, 5 Jahre alt, sie startete im Mai 2022 mit der Nursery in Hanna´s Schule und ist noch immer dort.

Christins Mann verstarb im Juni letzten Jahres mit Covid. Von einem Tag auf den anderen war sie alleine mit den 3 Kindern und ohne Einkommen. Die älteren 2 Kinder hat sie ihrer Mutter und Tante in die Villages gebracht, da sie nicht wusste, wie sie 4 Mäuler stopfen kann, geschweige denn, wie sie den Kindern weiterhin das Schulgeld bezahlen kann. Die älteren beiden Kinder gehen bis heute nicht in die Schule, die Kleine ist in der Schule, jedoch wurde noch nichts von den Schulgebühren bezahlt. Inklusive des kommenden Terms müsste sie 300,000 UGX (ca. 80 €) begleichen. Hanna hat Mitleid mit ihr, deswegen akzeptiert sie es bis anhin, meinte jedoch auch, das ist keine Lösung auf Zeit.

Mama Christin arbeitet, sie hat ein kleines Restaurant, das würde eigentlich gut laufen, nur hat sie zuwenig Kapital, um die Küche aufzufüllen und ordentlich zu kochen, mehr kochen heisst, mehr verdienen. So tümpelt sie dahin und schafft es gerade mal, sich und ihre kleine Tochter zu ernähren, und Miete für ihr Haus (150,000 UGX, 40€) und ihr Restaurant (50,000 UGX, 14 €) zu bezahlen aus dem Gewinn. Lebensfreude strahlt sie keine mehr aus.

Ich hätte gedacht, wir könnten ihr 500,000 UGX (131 €) geben, damit könnte sie 300,000 für die Schule der Kleinen bezahlen und mit 200,000 UGX ihr Inventar im Restaurant aufstocken, sodass sie in der Lage wäre, das Schulgeld für die nächsten Jahre, zumindest für die Kleinste, selbständig aufzubringen, was meint ihr❤️?


Grandma Nasjani, 42 Jahre alt, sie ist diejenige, für die wir/Jörg, das Schulgeld für ihre 3 Enkelkinder bezahlt haben und Lebensmittel und Schuhe für die Kinder gekauft haben ❤️.

Für mich ist wichtig, ihr nicht nur Hilfestellung für den Moment zu leisten, sondern ihr zu helfen, selbständig zu sein, ihr Leben mit all ihren Verpflichtungen zu meistern. Deswegen gingen wir heute noch einmal zu ihr. Diese Frau hat aufgeblüht, das ist unglaublich. Sie ist humorvoll, offen, gesprächig, hat Englisch gelernt, sodass sie sich mit mir unterhalten konnte, wunderschön zu sehen. Auch die Kinder sind nicht mehr so verschlossen, kommen auf mich zu, umarmen mich mit einem hi aunty Rita ❤️. Ich erkundigte mich nach Optionen, was sie tun könnte, um genügend Geld zu verdienen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie meinte, mit dem Verkauf der Samosas könne sie lediglich das Essen für ihre Familie finanzieren. Sie würde gerne Brennholz und Jacko verkaufen. Niemand in der Umgebung verkaufe dies, alle müssen sie immer ins Zentrum fahren oder ein Boda Boda engagieren, welches liefert, damit sie zu ihrem Brennholz kommen. Sie wird uns morgen erzählen, mit welchen Investitionen zu rechnen ist.

Ich hoffe sehr dass sie in einem gesunden Rahmen kalkuliert, denn dieser Familie würde ich echt auch gerne nachhaltige Hilfestellung leisten ❤️.

Sie hat die Schulzeugnisse für die Kinder bekommen, da die Schulgebühr bezahlt ist, sie war sooo stolz und musste sie mir dringendst präsentieren ❤️.


Mama Agnes, 38 Jahre alt, 2 Kinder, ein Junge, 15 Jahre alt, Primary 7, eine Tochter, 17 Jahre alt, Singlemutter, ihr Mann hat sie vor 3 Jahren verlassen, er hat ihr lediglich das Wohnrecht in ihrem Haus gelassen, was heisst, sie hat wenigstens keine Miete zu begleichen. Ihre Tochter ist kurz nachdem der Vater sie verlassen hat, ausgezogen, hat geheiratet!!!, ihre Mama Agnes weiss nicht, wo sie jetzt ist. Sie haben keinen Kontakt zueinander. Ihr Sohn kommt diesen September ins letzte Term der P7, nach diesem Term hat er die offizielle Schulpflicht absolviert. Er sei sehr intelligent, meint Hanna, er ist bei ihr in der Schule. Nun kommt der Hammer, er hat aus der Vergangenheit offene Schulgebühren in der Höhe von 640,000 UGX (170 €) weil die Mama, seit der Mann gegangen ist, nicht in der Lage war, die Schulgebühren zu bezahlen. Wenn wir das kommende Term dazurechnen, 350,000 UGX (93 €), zusätzlich die Registrierungsgebühr für den Schulabschluss im November in der Höhe von 110,000 UGX (29€) dann kommen wir auf ausstehende Schulgebühren in der Höhe von 1,100,000 UGX (290€) was dann echt kein Pappenstiel mehr ist.

Die Mama hatte ein Business an der Mainroad, da hatte sie eine Kühltruhe und verkaufte gekühlte Drinks am Strassenrand. Von einem Tag auf den anderen hätte der Vermieter ihren Kühlschrank beschlagnahmt, da sie die Standmiete nicht bezahlt hatte und ihr somit die Grundlage ihrer Existenz genommen. Sie konnte nichts tun dagegen. Sie wünscht sich dieses Business zurück, denn damit konnte sie anscheinend zumindest für das Essen für sich und ihren Sohn aufkommen. Heute macht sie die Wäsche für umliegende Nachbarn, sie bekommt dafür 2000 UGX (0,50 €) pro Nachbar. (Handwäsche, Waschmaschinen gibt es hier kaum zu sehen).

Auf meine Frage, ob sie denn ihr Haus verkaufen könnte, damit sie zu einem Startkapital käme, meinte sie, das Haus gehört ihrem Mann, er würde das niemals zulassen und wenn, dann wäre der Erlös sein Geld. Auch die Papiere, welche die Eigentumsrechte aufzeigen, seien bei ihm. Mama Agnes hat immer wieder geweint während des Erzählens, es war gut sprürbar, dass sie ihr Schicksal so nicht annehmen kann.

Sie braucht also rund 600,000 UGX (160 €) für eine neue Gefriertruhe und einen Betrag, um die ersten Getränke zu kaufen, ich schätze mal vielleicht 300,000 UGX (80 €). Zudem 1,100,000 UGX für das ausstehende Schulgeld. Das wären dann beinahe 2,000,000 UGX (530 €) zusammen. Das ist viel Geld. Auch für uns. Und das erklärte ich den Damen. Zu Hanna meinte ich, sie soll sich bis morgen überlegen, ob und in welcher Höhe sie dieser Familie mit dem Schulgeld entgegenkommen kann und der Mama Agnes gab ich den Auftrag, sich nach dem Preis einer Second-Hand Gefriertruhe umzusehen. Hanna meinte, oh nein, das könne sie nicht, ich schaute sie nur an und sagte ihr, überlege es dir einfach in Ruhe, du bekommst entweder nichts, wenn wir ihr nicht helfen, oder dann einen Teil. Okay, sie überlegt es sich bis morgen und wird mir dann mitteilen, was sie meint. Auch Mama Agnes kommt morgen ins Office des Waisenhauses, um die Informationen zum Kühlschrank zu bringen.


Mama Nadia, 25 Jahre alt, aus Ruanda, sie kam wegen der Arbeit nach Uganda und lebt nun seit 3 Jahren hier. Sie ist HIV-positiv, hat 2 kleine Kinder, das Mädchen ist 3 Jahre alt, der Junge 2. Der Vater der Kinder liess sie sitzen, als sie mit dem 2. Kind schwanger wurde. Er sorgt nicht für die Kinder, sie weiss nicht wo er ist. HIV hat sie von ihm bekommen. Sie lebt in einem kleinen Häuschen und bezahlt 80,000 UGX (21€) Miete, besser gesagt, sie sollte es bezahlen, hat aber nicht bezahlt, so wird sie per Ende nächster Woche auf die Strasse gestellt mit ihren 2 kleinen Kindern….Arbeit hat sie keine, sie meint, niemand stellt sie ein mit 2 kleinen Kindern und wenn sie die ganze Zeit ihre Medikamente nehmen muss, fällt auf, dass sie HIV positiv ist. Auch dass ein Grund, warum niemand sie einstellen wird. Aktuell macht sie Gartenarbeiten in der Nachbarschaft, erhält dafür pro Tag 3000 UGX (0,80€). Damit versucht sie, so gut wie möglich, ihre Kinder zu ernähren. Für die Miete reicht es leider nicht. Bis vorletzte Woche hat eine Freundin bei ihr gelebt, so konnten sie die Miete und die Kindsbetreuung aufteilen, diese ist aber auch von einem Tag auf den anderen verschwunden, niemand weiss, wo sie ist. Ehrlich Leute, ich bin überfordert. Diese Lady ist so jung, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie in der Lage sein wird, ein Business zu führen, insbesondere wegen ihres labilen Gesundheitszustandes, und der Betreuung ihrer zwei kleinen Kinder. Hanna und Doreen redeten auf mich ein, dass sie das bestimmt könne, aber mein Gefühl dazu ist nicht gut. Ich fragte sie, ob es allenfalls eine Lösung wäre, zurück nach Ruanda zu gehen? Da hätte sie ja bestimmt Familie zur Unterstützung? Sie meinte, ihre Eltern seien verstorben, ihre 2 Schwestern seien verheiratet, da sei kein Kontakt und auch kein Platz für sie. Weitere Verwandten gäbe es da nicht und nein, sie wolle nicht zurück.

Schade, dachte ich mir, andernfalls wäre ich sofort bereit gewesen, ihr ein Ticket in die Heimat zu kaufen. Ich weiss wirklich nicht, wie wir ihr helfen können, ich weiss nur, dass sie Hilfe braucht, dringend. Wenn sie kommende Woche aus ihrem Zuhause geschmissen wird, ohne Alternative, wird sie auch ihre Möbel und ihre Habseligkeiten verlieren. Wir sind nun so verblieben, dass wir uns am Freitag nochmal treffen, um weitere Möglichkeiten zu besprechen....


Das war mein Tag, voller Schicksale, voll mit Lebensgschichten. Mit vielen Tränen, aber auch mit Zuversicht, Hoffnung und Liebe. Morgen sind wir bei Mama Josephine zum Lunch eingeladen. Mama Josephine haben wir einen Shop eingerichtet, Hanna erzählte mir, sie sei nun so glücklich. Das Geschäft laufe gut, zum Dank ladet sie uns nun zum Lunch ein ❤️. Ich freue mich sehr darauf und werde ihr, je nach dem was ich dann vor Ort spüre, das Schulgeld für ihren Sohn Brian geben, damit er ab September schon wieder zurück zur Schule kann ❤️. Post zu Mama Josephine vom 24.07.2022: https://www.lebensgschichten.at/post/24-07-2022-ein-l%C3%A4cheln-schenken.

Hanna wollte mit mir die kommenden 2 Wochen planen, wo wir noch hingehen könnten und wen sie mir noch vorstellen möchte. Ich sagte, Stopp, mehr geht nicht. Ich möchte auch Mama Mariam noch besuchen, für sie haben wir den 2. Shop eingerichtet, und für ihre Kinder mit der Direktorin gesprochen. Ich möchte sehen, wie es der Familie geht, ob die Schuluniformen schon gekommen sind, und wie ihr Shop läuft. Zudem seien nun 4 neue Fälle in meinem Kopf, mehr geht wirklich nicht mehr, nach Rakaj gehe ich ja kommende Woche auch nochmal. Wenn wir für diese 4 Familien noch Lösungen finden, dann ist mein persönliches Soll erreicht, andernfalls wird die Menschlichkeit zu kurz kommen und ich denke und rede nur noch über Fälle. Es sind aber Menschen und Schicksale, das möchte ich mir unbedingt beibehalten ❤️.

Nun, da ich alles niedergeschrieben habe, geht es mir schon besser. Zuvor dachte ich, ich ertrage das alles kaum, vor allem diese Hoffnungslosigkeit. Ich bin ein Mensch der Lösungen, nicht der Probleme. Sobald ich dann meine Erlebnisse niedergeschrieben habe, wird es leichter für mich ❤️.

Sollte sich jemand von euch von der einen oder anderen Geschichte angesprochen fühlen und möchte gerne helfen, so lasst es mich bitte wissen. Oder möchtest du mir helfen? Hast du Lösungsvorschläge, wie wir der einen oder anderen Familie weiterhelfen können? Ich habe jederzeit ein offenes Ohr und ein offenes Herz, danke euch herzlich ❤️.

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