Den Donnerstag verbrachte ich im Mothers Heart Orphanagecenter. Die Stimmung war eigenartig, ich weiss nicht ob es daran gelegen hat, dass sie sich erwartet haben, dass ich etwas für sie mitbringe? Es fielen einige Bemerkungen in dieser Richtung.... Nach der Mittagspause fragte mich Hanna, wie es mir gefällt hier? Ich sagte ihr, dass ich nicht wirklich wisse, wie ich ihnen helfen kann in ihrem Projekt. Den ganzen Tag sitzen die Kinder in der Schule, hier sind die Kleinsten überhaupt erst 2 Jahre alt und lernen bereits lesen und schreiben, das ist unglaublich. Die Begründung dazu kam prompt, Day-Care (Kleinkinder-Betreuung) ist teurer als Schule, also "stecken" die Eltern ihre Kids so früh wie möglich in die Schule, damit sie möglichst günstig ihrer Arbeit nachgehen können.
Das soll jetzt nicht abwertend klingen, ich denke, es ist einfach ein Überlebenskampf und auch sie suchen nach den einfachsten, möglichen Lösungen🤷♀️.
Wir diskutierten lange und kamen zum Schluss, dass ich erst in der Ferienzeit mit meiner Tätigkeit mit den Kids starten kann. Diese beginnt am 12. August, ich reise um den 20. August herum zurück nach Hause, also ist auch das nicht wirklich sinnvoll. Hanna meinte, ich könne sie begleiten, wenn sie die auswärts betreuten Kinder in den Villages besuchen, oder auch Familien in der nahen Umgebung, damit ich die Verhältnisse besser kennen lerne. Das klingt spannend🤩🤩. Wir werden uns am Montag wieder sehen und dann besprechen, was wir wann machen werden. Ich liess mir alles offen, da ich geplant habe, am Freitag noch einmal ins Waisenhaus zu Yunus zu fahren. Sollte ich da eine erfüllende Aufgabe finden und ein gutes Gefühl haben, werde ich bei Yunus im Waisenhaus arbeiten gehen.
WISSENSWERT: Es gab Besuch in der Schule vom Government, Abteilung Gesundheit, ALLE Kinder erhalten 2x pro Jahr kostenlos vom Staat Medikamente gegen Wurmbefall, die Kleinen bis und mit 5 Jahren erhalten zusätzlich eine Dosis Vitamin E🥰🥰.
Es freut mich, selbst staatliche Fürsorge erleben und sehen zu dürfen hier in Uganda.
Mit Yunus habe ich heute abgemacht, dass wir uns am Markt treffen, damit wir Lebensmittel einkaufen gehen können, bevor wir ins Waisenhaus gehen. Er meinte, er müsse erst ein Auto organisieren, was er auch umgehend gemacht hat. Wie ich euch erzählt habe, sind bereits Spenden für Uganda eingetroffen. Ich habe diese Spender/innen angeschrieben und gefragt, ob es für sie in Ordnung geht, wenn ich das Geld für Lebensmittel für dieses Waisenhaus einsetze. Ich bekam umgehend ein Okay, herzlichen Dank an Euch, lieber James und liebe Inge, es war eine grossartige Entscheidung!
Nicht um euch zu langweilen, aber ich muss euch ❤️erzählen was wir gekauft haben und zu welchem Preis:
50kg Bohnen – 190´000 Uganda Schilling (ca. 51 €)
50kg Reis – 190´000 Uganda Schilling (ca. 51 €)
50kg Maismehl – 175´000 Uganda Schilling (ca. 46 €)
20kg Zucker – 76´000 Uganda Schilling (ca. 20 €)
10kg Irish potatoes – 20´000 Uganda Schilling (ca. 5,30 €)
10kg Tomaten – 20´000 Uganda Schilling (ca. 5,30 €)
10kg Zwiebeln – 20´000 Uganda Schilling (ca. 5,30 €)
3l Öl – 30´000 Uganda Schilling (ca. 8 €)
1kg Buillon – 64´000 Uganda Schilling (ca. 17 €)
10 Pack Toastbrot – 50´000 Uganda Schilling (ca. 13 €)
Gewürze 10´000 Uganda Schilling (ca. 3 €)
500g Margarine - 8´000 Uganda Schilling (ca. 2,10 €)
1 Monster-Packung Toilettenpapier – 12´000 Uganda Schilling (ca. 3 €)
1 grosse Dose Vaseline – 10´000 Uganda Schilling (ca. 3 €)
20 Büchsen Tee – 20´000 Uganda Schilling (ca. 5,30 €)
Total 894´000 Uganda Schilling (ca. 237 €)
Mit diesen Lebensmitteln können sie die nächsten 3 Wochen gut leben und die Kinder ernähren ❤️❤️❤️. Ich freue mich sehr, dass wir helfen konnten, die erste „grosse“ gute Tat in Uganda ❤️❤️❤️.
Die Kinder und Erzieherinnen, die Pastorenfamilie und die Nachbarn haben ein Freudenfest zelebriert, wie wir zurückgekommen sind. Die Menschen gehen auf die Knie oder verneigen sich hier, um ihre Dankbarkeit zu zeigen. Gott war mir das peinlich.
So hat die Frau Pastor ihre Freude zum Lebensmittel-Segen zum Ausdruck gebracht und gefeiert❤️.
Die Kids hatten noch nichts zu essen als wir zurückkamen (14Uhr!), so bekamen sie alle erst einmal jedes eine Scheibe Toastbrot. Und wieder diese demütige Dankbarkeit, das beschämt mich so sehr. Gibt man mir eine Scheibe trockenes Toastbrot so erkundige ich mich erst mal nach einem Toaster und gleich danach suche ich mir aus, womit ich dieses Toastbrot belegen möchte…. und hier sind sie einfach nur dankbar, weil sie hungrig sind.
Da läuft doch gewaltig etwas schief. In den sozialen Medien sehe ich Initiativen, wie man das Food-Waste bei uns minimieren kann......
Nach dem Toastbrot bekamen die Kinder Lunch, das wäre die einzige Mahlzeit die sie täglich bekommen, Bananen gekocht mit Kürbis, an einer undefinierbaren Sauce...für die kommenden paar Wochen gibts dann wohl auch ein Abendessen für sie❤️❤️❤️.
Auch die Kleidung der Kinder ist teilweise in erbärmlichem Zustand....Vielleicht werde ich am Markt einmal einen riesen Sack Secondhand Kinderkleider kaufen zu einem noch zu verhandelnden Fixpreis🤩🤩.
Am Abend fuhr ich glücklich und erfüllt nach Hause, mit dem Wissen, die nächsten Tage müssen diese Kinder nicht hungern❤️❤️❤️.
Ein intensives und offenes Gespräch mit Yunus hat mir gutgetan. Ich sagte ihm offen und ehrlich, dass ich nicht wisse, ob ich ihm vertrauen kann, ich ihn aber bitte, mich und uns nicht zu enttäuschen. Hier spricht jeder über jeden schlecht, insbesondere über Hilfsorganisationen, da bereichere sich die Leitung nur selbst, den Kindern werde zum Schluss eh nicht geholfen. Auch vor ihm wurde ich gewarnt, aber eben, nicht nur vor ihm.
Er hat sich meine Bedenken und Unsicherheiten angehört, meine Begründungen nachvollziehen können und zum Schluss gemeint, „schau Rita, ich kann dir nichts geben oder zeigen, das dir beweist, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht. Ich kann dir nur anbieten, komm, wann immer dir danach ist, ohne Anmeldung, und überzeuge dich, dass die Lebensmittel hier, und die Kinder satt sind. Ich zeige dir meine Wohnung, stelle dir meine Familie vor, ein Auto habe ich nicht, aber ich kann dir die Bücher über die Organisation zeigen, damit du siehst, was kommt woher rein und was geht wohin raus. Ich selbst möchte dir und auch den Kindern nichts beweisen, ich schulde nur Gott Rechenschaft über mein Handeln. Gott ist mein einziger und wichtigster Richter, er hält die Hand über uns, damit wir den Kindern hier helfen können“❤️❤️❤️.
Damit ich lasse ich meine unguten Gefühle nun los, und vertraue weiterhin meinem Bauchgefühl, welches mich auch in Südafrika gut geleitet hat und versuche, mit den Menschen hier in Beziehung zu gehen, daraus kann dann echtes Vertrauen resultieren.
Hier noch ein paar Zahlen aus seinen Büchern:
Er braucht umgerechnet rund 400 € monatlich für Lebensmittel, damit die Kinder eine Mahlzeit pro Tag erhalten. Miete bezahlen sie 150 € monatlich für die gesamten Räumlichkeiten, inkl. „Schule“. Aktuell besuchen rund 20 der 46 Kinder die öffentliche Schule. Die Schulgebühr können sie allerdings nicht vollständig bezahlen, so bezahlen sie die Hälfte, damit die Kinder weiterhin zur Schule können. Begründung: solange das halbe Schulgeld entrichtet wird, darf die Schule den Kindern den Unterricht nicht verwehren, ein cleverer Schachzug, Yunus schmunzelt und meint, so können 2 statt nur ein Kind in die Schule gehen 😉. So versuchen wir alle auf unsere ganz eigene Art und Weise zu leben, oder zu überleben.
Schulgeld pro Kind/pro Jahr ist rund 70 €, exkl. Bücher und Uniform, das würde nochmal rund 25 € jährlich ausmachen, das ist in der öffentlichen Schule. Hier schicken jedoch alle, welche die Möglichkeit haben, die Kinder in eine private Schule, da die Qualität der öffentlichen Schulen dermassen „grottenschlecht“ sein soll. Es gäbe Kinder, die könnten in der 5. Klasse ihren Namen noch nicht schreiben….
Zusammengefasst könnte ein Kind hier im Waisenhaus in Uganda in die öffentliche Schule für 100 € jährlich, all inclusive. Auch wenn die Qualität der öffentlichen Schule keinen guten Ruf hat, so hätten die Kinder dann doch wenigstens nach ihren 7 Jahren Primary-Schule ein Abschlusszertifikat, mit welchem sie weitergehen können und je nach Ambition und Möglichkeit weiterführende Schulen besuchen könnten.
Yunus hat mich gefragt, ob ich kommende Woche mit in sein zweites Waisenhaus fahren würde, ca. 2 Stunden von Kampala entfernt. Da sei die Armut noch viel frappanter, im Vergleich gehe es ihnen in Kampala gut. Ja natürlich fahre ich dahin mit. Ich habe nun schon so viel gehört von diesen Villages, gerne möchte ich mir das persönlich ansehen.
Auch Moses hat mich eingeladen, mit ihm in die Villages zu fahren, auch dieses Angebot nehme ich an, und dann sind noch die 2 Frauen vom Mothers Heart Orphanage, die mich ebenfalls in ihre Community einführen möchten.
So langsam nimmt es Formen an hier in Uganda, wenn auch eine komplett andere Form als in Südafrika, aber ich muss aufhören zu vergleichen. Es ist ein neues Land, eine andere Kultur, und wenn ich etwas Neues dazu erleben und lernen möchte, dann muss ich mich darauf einlassen. Und das versuche ich nun. Danke für eure Geduld, es waren echt nicht die einfachsten 3 Wochen, aber es ist nie zu spät. Irgendeine Aufgabe erwartet mich hier, es gibt einen Grund, warum ich hier bin, und diesen Grund versuche ich zu finden in den kommenden 5-6 Wochen (sofern ich so lange durchhalte😉). Und auch wenn es kein BOOOOOM Erlebnis sein wird, oft sind es die kleinen und ruhigen Dinge, die Veränderungen einleiten können❤️❤️❤️.
Die Social-Workerin Barbara vom Childrenhome Safe Uganda hat mir gesagt, weisst du Rita, es ist nicht wichtig, wieviel Zeit oder Energie du in ein Projekt investierst, wie oft sind es die kleinen unscheinbaren Dinge wie zum Beispiel eine Aussage oder eine Geste, die einem anderen Menschen mögliche Veränderungen sichtbar machen❤️. Wie recht sie hat ❤️. Auch bei mir haben ihre Worte eine Veränderung in mein Denken ermöglicht, so schön wie miteinander Leben funktioniert ❤️.
Ich wünsche euch allen ein wunderschönes und entspanntes Wochenende und ich freue mich schon sehr auf euch❤️❤️❤️. Ich grüsse euch herzlich aus meiner Abenteuer-Reise in Uganda!
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