Es geht zu wie im Taubenschlag hier in Uganda. 8 Tage reichen definitiv nicht aus, um all unsere Projekte zu bedienen.
Folgendes war auf meiner Pendenzenliste:
· Treffen mit Yunus und Besprechung zum weiteren Vorgehen betreffs Rakai und dem Bau des Waisenhauses
· Rakai, Land kaufen für das Waisenhaus
· Rakai, Wassertesting mit eigens mitgebrachtem Testkit
· Rakai, Hilfsgüter Verteilung
· Besuch bei Oma Nanyanzi, Hilfsgüter Verteilung
· Besuch bei Mama Mariam und der Schule betreffend der Schulgebühren für das aktuelle Term und Hilfsgüter Verteilung
· Besuch bei Mama Josephine, Hilfsgüter Verteilung
· Besuch Waisenhaus MothersCare in Kajjansi, Treffen mit Hannah, Doreen und Stella
· Besuch bei Mama Miriam im Safe Childrens Home in Bweya, meine erste Arbeitsstelle in Uganda letztes Jahr.
· Sonntags jeweils in die Watoto Church, weil es einfach so schön ist 🤩.
· Treffen mit meinem Halbbruder Ernest und seiner Frau, sie haben im November letztes Jahr geheiratet.
· Wiedersehen mit Paul im Crest Homes Kajjansi, das Apartmenthaus, in dem ich jeweils wohne.
Schon während ich die Liste für euch niederschreibe, fällt mir auf, dass ich unmöglich genügend Zeit haben kann um das alles zu erledigen. Dazu kam, dass meine Koffer, vollgefüllt mit Hilfsgütern, erst am Sonntagabend ankamen, ich war am Freitagmorgen früh hier.
Improvisieren ist meine Stärke, so besuchte ich, halt erst mal mit leeren Händen, dafür mit vollem Herzen, das MothersCare Waisenhaus mit Hannah, Doreen und Stella, da sah ich auch Keysha und Shallom wieder ❤️. Keysha erkannte mich sofort und kam angerannt, umarmte mich und liess mich nicht mehr los. Shallom betrachtete das Schauspiel eher skeptisch, bevor sie mir näher kam 😊. Die Frauen freuten sich sehr, ich war nicht angemeldet. Diese Überraschungsbesuche dienen mir zur Sicherheit/Kontrolle, ob wohl alles so läuft wie sie es mir erzählen, und ja, es war gewöhnlicher Schulbetrieb und die Waisenmädchen waren hier🤩.
Wir machten aus, dass wir uns einen gemeinsamen Abend gönnen werden und zusammen essen gehen. Dies war gestern Abend.
Zufällig traf ich in der Schule 2 der Mädchen von Oma Nanyanzi, sie besuchen die Schule im MothersCare-Center. Sie trauten ihren Augen kaum, blinzelten ungläubig ins Büro, bis Hannah ihnen erlaubte, reinzukommen. Eher schüchtern, dennoch zielstrebig liefen sie in meine Arme ❤️. Sie erzählten mir freudestrahlend, dass sie zum ersten Mal Zeugnisse erhalten haben im Dezember, weil das Term bezahlt war. Das ist die Strategie der Schule, wer kein Schulgeld bezahlt, bekommt kein Zeugnis. Damals hat Jörg Caluori von TownshipHelp das Schulgeld für die 3 Mädchen bezahlt, herzlichen Dank an dieser Stelle noch einmal Jörg❤️🙏!
Am Samstagmorgen spazierte ich zu Oma Nanyanzis Heim, alle waren sie zuhause. Die kleinste rannte mir entgegen, ich wirbelte sie in der Luft und sie kreischte, es war kitschig wie im Film😂❤️🥰. Oma Nanyanzi erzählte mir, wie es ihr ergangen ist im vergangenen halben Jahr. Der letzte Stand war, wir kauften ihr richtig viel Holz, welches sie in ihrer Nachbarschaft weiterverkaufen kann. Sie war der festen Überzeugung, dass sie damit das Geschäft ihres Lebens machen wird 😉 und in der Lage sein wird, das Schulgeld für das kommende Term im Januar 2023 für die Mädchen aufzubringen. Sie erzählte mir, dass ein Junge, der bei ihr ein und aus ging und mithalf zu kochen, den ganzen Erlös aus dem Verkauf des Holzes gestohlen hätte. Seit dem Tag habe sie ihn nie wieder gesehen.
Zu Weihnachten schickte ich all den Familien, die wir betreuen, Geld aus dem Erlös des Adventskalenders. 100,000UGX (26 €/CHF) in Cash für die Erwachsenen, um ihre Shops aufzupushen, und Hannah kaufte jedem Kind ein Geschenk in der Höhe von 50,000 UGX (13 €/CHF) pro Kind.
Oma Nanyanzi nahm das Geld nicht an, sie bat Hannah, das Geld für sie aufzubewahren, bis ich wieder da sei und wir besprechen können, wie es für sie weitergehen soll. Bis heute ist das Geld bei Hannah. Das hat mir ehrlichgesagt schon einwenig imponiert, da ich weiss, dass sie echt wenig, bis gar kein Geld überhaupt für Nahrungsmittel hat. Auf der anderen Seite wollte ich nie eine Abhängigkeit schaffen, sondern die Leute selbst befähigen. Das ist mir in diesem Fall nicht gelungen.
Ich versprach ihr, wiederzukommen, und mir zwischenzeitlich zu überlegen, wie und ob wir ihr weiterhelfen können. Das Ziel ist nach wie vor, dass die Mädels weiter in die Schule können. Am Sonntag schaue ich bei ihr vorbei.
Vielleicht erinnert ihr euch an Mama Nadia? Mama Nadia hat 2 Kinder, ist HIV-positiv. Auch sie hätte das Weihnachtsgeld erhalten. Hannah berichtete mir, dass sie verschwunden sei, niemand wisse, wo sie sei. Sie hätte anscheinend ihre Wohnung weitervermietet, das Geld von der Miete genommen und sei verschwunden. Hannah gab mir das für Nadia gedachte Geld zurück🙏❤️.
Am Sonntag traf ich mich nach der Kirche mit Yunus und seiner Frau Fiona und Tanisha, Fiona ist hochschwanger und erwartet einen Jungen Ende Februar- Ende März 😉. Wir einigten uns, am Dienstag nach Rakai zu fahren und bis Donnerstag oder Freitag, je nach Bedarf, zu bleiben. Er versprach, pünktlich um 8 Uhr bei mir zu sein, das Mietauto hätte er bereits organisiert. Well done 😊.
Montags besuchte ich Mama Mariam, ich war schon neugierig wie es ihr ergangen ist mit ihrem Shop und ob die Kinder nun die von uns bezahlten Schuluniformen und Sportdresses erhalten haben. Mama Mariam spricht nur Luganda, da habe ich keine Chance, so bat ich Paul um Hilfe. Paul arbeitet im Apartmenthaus, in dem ich wohne. Seine größte Vision ist, einmal in einer Charity-Organisation zu arbeiten❤️. Er meinte, seine Frau spreche fließend Luganda, sie habe Zeit und könne mich begleiten 🤩. Das letzte Mal arbeitete ich ausschließlich mit Hannah und ihrem Team, sie brachten mich überall hin und übersetzten laufend. Diese Abhängigkeit störte mich damals schon, für jeden KM den sie für mich gefahren ist, musste ich ihr Benzingeld bezahlen und auch sonst war ich mir nicht immer sicher, ob sie mir alles korrekt übersetzt haben. Lieber baue ich mir hier mein Team selbst auf💪😎.
Also fuhr ich mit Pauls Frau Jackie zu Mama Mariam.
Jackie und Brian, unser Driver
Und war ehrlich erstaunt. Sie hat sich einen eigenen Shop gebaut oder bauen lassen, sie war nicht gewillt, Miete zu bezahlen, cool oder😎? Das hat sie aus dem Erlös des Shops vollbracht. Ich bin mächtig stolz auf sie🤩. Trotzdem, der Shop ist fast leer und sie hat kein Kapital mehr, um einzukaufen. Der Grund, gemäß Mama Mariam, an manchen Tagen verdiene sie kaum etwas mit dem Shop und dann nimmt sie die Lebensmittel für ihre Familie aus dem Shop. Mit der Zeit zeigt sich das am Inventar. Auf meine Frage, ob sie das Schulgeld für die 3 Kinder habe bezahlen können für das laufende Term, blickte sie beschämt zu Boden. Also nicht!
Erinnert ihr euch? Ich hatte mit der Direktorin der Schule der Kinder den Deal, dass sie im laufenden Jahr 50,000 UGX (13 €/CHF) pro Kind pro Term bezahlen muss, statt 130,000 UGX. Dies damit Mama Mariam sich überhaupt in der Lage sieht, das Schulgeld mit ihrem Shop zu begleichen. Die Direktorin Alice war einverstanden, weil ich sofort und cash bezahlt habe. Wir kauften damals Uniformen und Sportdress für die 3 schulpflichtigen Kinder.
Auf meine Frage, ob sie diese erhalten haben, regte sich Mama Mariam fürchterlich auf. Nein, nur 2 der Kinder haben das Sportdress erhalten, sonst nichts! Und als sie die Kinder im September zur Schule schickte, schickte die Direktorin sie wieder nach Hause, das Schulgeld sei nicht bezahlt. Damals intervenierte Hannah mit ihrem Team, ich sendete ihr die Quittung und damit ging sie zur Direktorin. Seit da konnten die Kinder wenigstens zur Schule. Alle 3 haben das Schuljahr nicht positiv abgeschlossen, heisst, sie kommen nicht in die nächste Klasse, müssen wiederholen. Mir war das klar, nachdem sie 2 Jahre nicht in der Schule waren, reicht es kaum aus, 3 Monate zur Schule zu gehen um dann zu glauben, die Kinder würden brillieren. Auch darüber regte sich Mama Mariam auf, ich beruhigte sie und erklärte ihr, dass die Kinder sich erst wieder an die Schule gewöhnen müssen. Das wird schon und ist nicht der Fehler der Schule.
Für meinen Teil ärgere ich mich maßlos über das Verhalten der Direktorin, für mich war in diesem Moment klar, da muss ich wieder hin. Mit Mama Mariam vereinbarte ich, dass wir am Freitag wiederkommen und dann zusammen zur Schule fahren.
Wir wollten dann Mama Josephine besuchen, sie war aber nicht zuhause und nicht im Shop, wir sahen nur ihre kleine Tochter Grace. Unverrichteter Dinge gingen wir wieder, mit vielen Fragezeichen in meinem Kopf. Einmal mehr dachte ich mir, diese Menschen, denen wir hier helfen, brauchen mehr Begleitung, er reicht nicht, ihnen einen Shop zu ermöglichen und sie dann arbeiten zu lassen. Ab und zu sollten sie besucht und auch überprüft werden, nicht aus Kontroll-Lust, mehr um ihnen zu helfen, sich selbst zu disziplinieren. Was zum Schluss ihre Zukunft sicherer macht.
Am Dienstag ging es los nach Rakai, fast pünktlich holte Yunus mich ab, mit einem schon fast modernen Auto 😉. Wir packten die Hilfsgüter ein und waren am Nachmittag schon dort. Ich wurde mit so viel Freude empfangen von Kid´s, es war einzigartig.
Rasch machte ich mich an die Arbeit mit dem Wassertesting. Mein Experte von Sonne International, Stippe Bartusch instruierte mich einerseits bei der Auswahl der Tests, andrerseits zur Durchführung und dem Treatment. Folgende Parameter musste ich ihm liefern:
· TDS (Total Dissolved Salts)
· PH-Wert
· Wassertemperatur
· Wasserhärte
· Mangangehalt
Dann 20 Liter Wasser in einen Behälter pumpen, dieses Wasser mit Sauerstoff anreichern (mit einer mitgebrachten Pumpe), Sand hinzufügen und erneut testen; nach 12 Stunden noch einmal testen. Der Sauerstoff soll neutralisieren, der Sand filtern. Nach dem Treatment erneut testen, und die Ergebnisse an ihn senden, was ich bereits erledigt habe. Nun heißt es abwarten, bis seine Berechnungen und seine Einschätzung der Lage kommt. Ich bin sehr dankbar, dass er mich begleitet hat durch diesen Prozess, manchmal ist Videotelefonie echt Gold wert, auch bei sehr schlechter Verbindung 😉.
Was mich als Laien sehr irritiert, aus dem Labor haben wir einen massiv erhöhten Mangangehalt gemeldet bekommen, 5.5 – 6ppm. Auf meinem mitgebrachten Test brachte ich nicht mal 1ppm zusammen. Sehr irritierend, meinte auch Stippe. Als ich das Wasser probierte, schmeckte es meiner Meinung nach nicht wirklich salzig, eher nach Eisen. Dies wiederum sei normal in dieser Gegend, sagen all jene, die ich dazu befragt habe. Niemand behandle hier in den Villages das Wasser. Wasser ist ein Geschenk der Natur und es bedeutet Leben, also genieße den Luxus, Wasser zu haben, so die Einstellung der Einwohner.
Ich habe die Kinder beobachtet, aktuell ist nicht Regensaison, das heißt der Tank, in dem Regenwasser gesammelt wird, ist leer. Alle gehen sie zum Brunnen und holen Wasser. Sie kochen damit, sie waschen sich, vermutlich ist alles überhaupt nicht so schlimm, wie ich das empfunden habe, bei der Meldung, dass die Kinder Ausschläge bekämen (ich habe keine Ausschläge gesehen) und dass das Wasser salzig schmecke. Aus der Distanz ist eh schwierig zu beurteilen, wie schwerwiegend die Sachlage tatsächlich ist.
Ich werde euch orientieren, sobald ich mehr weiss zur Wasserqualität, ich habe ein gutes Gefühl.
Nach dem ersten Wassertesting trafen wir uns mit dem Besitzer des Landstückes neben der Schule. Auch der Herr Bürgermeister (Chairman) kam zu diesem Meeting. Das Ziel dieses Meetings war, einen fairen Preis für das Stück Land (36,5 x 25m, mehr als 900m2) zu verhandeln. Yunus und Vincent teilten mir mit, unter 5,500,000 UGX würde sich nichts spielen, sie hätten bereits Verhandlungen geführt mit dem Besitzer.
Ich wollte das Land ursprünglich auf den Namen des Vereins kaufen, dies hätte jedoch immense Kosten und einen enormen administrativen Aufwand bedeutet. Zudem müsste ich unsere Organisation in Uganda dafür registrieren. Gemäß den Recherchen von Yunus hätten wir mehr für die administrativen Aufwände bezahlt als für das Land selbst. So entschied ich mich für eine, meines Erachtens echt coole, Zwitterlösung. Käufer auf dem Agreement und dem Transfer-Protokoll ist Rita Juri, Lebensgschichten. Das wurde so akzeptiert und scheint auch niemanden weiter zu interessieren.
Die Männer führten die Verhandlung, sie sind ja Männer, ich saß dabei und hörte zu. Sie drehten sich im Kreis, der Verkäufer blieb bei seinen 5,5 Millionen UGX, Yunus und Vincent redeten sich den Mund fusselig. Nach einer gefühlten Stunde ohne Fortschritt schritt ich in das Gespräch ein und sagte dem Verkäufer, dass ich diejenige sei, die bezahlt. Ich offeriere ihm jetzt und heute 5 Millionen UGX (1´300 €/CHF) in cash, entweder er akzeptiere oder wir lassen es bleiben. Ihm blieb der Mund offenstehen, der Chairman wollte mich beruhigen, respektive ruhig stellen, ich wiederholte mein Angebot und stand auf. Der Verkäufer stand auch auf und reichte mir die Hand🤩.
Daraufhin hatten wir das Agreement zu schreiben, der Chairman stempelte es ab, das ist die Bewilligung, den Prozess für den Eintrag in das Grundbuch, alle unterschrieben und weiter ging es zur Gemeinde.
Auch die wollten wieder Geld sehen, 1,500,000 UGX (knapp 400 €/CHF). Auch da haben wir verhandelt, bis wir auf 1,000,000 UGX waren. (Das kostete mich allerdings 100,000 UGX Bestechungsgeld an den Charman, damit dieser das so in die Wege leitet). Dies mit dem Argument, dass wir eine Charity-Organisation sind, was der Wahrheit entspricht. 500,000 von dieser Million habe ich nun bezahlt, 500,000 UGX müssen Yunus und Vincent selbst aufbringen. Sie haben eine Zahlungsvereinbarung erstellt mit dem Officer. Ich bin der Meinung, dass auch sie ihren Teil bringen müssen, zumindest versuchen müssen zu erbringen, denn unsere Hilfe soll nicht zur Selbstverständlichkeit werden. Das Transferprotokoll wurde erstellt, was heisst, wir sind jetzt stolze Besitzer von 900m2 Land in Rakai.
Unser neu gekauftes Land, wo hoffentlich bald ein Waisenhaus gebaut werden kann🙏.
Bis wir das Geld für den Bau des Waisenhauses zusammen haben, soll das Land als Garten genutzt werden. Vincent fragte mich ganz verzweifelt, wie er das machen soll. Also echt, diese Hilflosigkeit erstaunt mich manchmal schon, okay und ehrlich? Manchmal nervt es mich auch. Nutze dein Hirn, das ist jetzt echt nicht schwierig und sonst frage deine Freunde / Nachbarn, alle haben rundherum ihre Plantagen. Auf seine Frage wie er das bezahlen soll, antwortete ich ihm, dass er genügend Maiskörner hätte, um mal Mais anzusetzen. Bananen kann er selbst aufziehen, ich zeigte ihm wie er sich in Youtube helfen lassen kann….ebenso Bohnen. Bei allem Verständnis appelliere ich trotzdem an einen gesunden Menschenverstand und zumindest an den Willen, selbst etwas zu erschaffen.
Im Zuge dieser herausfordernden Gespräch mit Vincent und Yunus, entschied mich, diesmal keine Hühner zu kaufen. Der Hühnerstall ist nicht fertig, das Dach müsste erst konstruiert werden, die Zeit vergeht und ehrlichgesagt vertraue ich nicht darauf, dass sie in der Lage sind, sich um die Hühner zu kümmern, diese aufzuziehen und auch zu füttern. Diese Investition wäre zum jetzigen Zeitpunkt eine Geldverschwendung. Schritt 1 Waisenhaus bauen, Schritt 2 die Schule auf einen menschenwürdigen Stand bringen, Schritt 3, der Weg in die Selbsterhaltung. Bis dahin weiss ich besser, was sie wirklich können und was nicht, wo sie Hilfe brauchen, oder allfällige Hilfe bekommen können. Ich bitte um euer Verständnis.
Ebenso müssen sie lernen, auch ihren Teil beizutragen, diese Erwartungshaltung nervt mich, hilflos reinschauen, Frauen auf der einen Seite kein Mitspracherecht einräumen, auf der anderen Seite erhoffen, dass eine Frau ihnen Auswege erschafft. Ohne Anzeichen von Eigeninitiative, das geht für mich nicht.
Am nächsten Tag ging es weiter mit Wassertesting und Hilfsgüter-Verteilung. Es war ein guter Tag. Bis auf den Moment, in dem ins Waisenhaus der Jungs ging, um nachzuschauen, ob wer krank ist. Da lagen 4 Jungs, alle mit Malaria. Der eine Junge war richtig schwer krank, sein ganzer Körper zitterte nur noch. Er lag auf dem Betonboden, ein Plastik und eine Strohmatte als Unterlage….es zerreißt mir das Herz und macht mich so sicher, das Richtige zu tun. Wir müssen diesen Menschen hier helfen. Das ist doch kein Zustand. Ich orderte sofort Medikamente an. Als ich Rakai verließ, ging es ihm bereits etwas besser. Auch bei den Mädchen waren 3 erkrankt. Kein Wunder in dieser Umgebung.
Bis anhin haben die etwas größeren Jungs die Nähe nicht so gesucht zu mir, sie waren mehr im Hintergrund und cool. Wohl immer freundlich, aber geredet hat kaum einer mit mir. Diesmal war es anders. Die Jungs versammelten sich um mich und klagten darüber, dass sie nicht mal eine Matratze zum teilen hätten. In den 2 kleinen Räumen des Jungs-Tracks, zusammen wohl 30 Quadratmeter, schlafen im Moment 40 Jungs und 4 Lehrer. Bei den Mädchen sind ein paar Quadratmeter mehr, da leben aktuell 33 Mädchen und 4 Lehrer. Sie fragten mich, wo ich schlafe, ich wich aus, ich schämte mich….
Für mich ist Rakai echt schon eine Herausforderung zum Übernachten, überall sind Insekten, auch im Zimmer, eine Dusche gibt es nicht, in der Regel kein fließend Wasser, Sauberkeit ist eher klein geschrieben. Aber im Gegensatz zu dem Stall, in dem die Kinder hausen müssen, ist selbst mein Zimmer in Rakai ein Paradies.
Ich habe Videos gemacht von den Waisenhäusern und werde diese zeitnah im Facebook auf unserer Vereinsseite veröffentlichen. Bitte schaut sie euch an, denn wegschauen macht die Welt nicht besser.
Den Donnerstag verbrachte ich mit den Kids, wir verteilten die Hilfsgüter und freuten uns so sehr ob der Freude der Kinder❤️❤️❤️. Dann fuhren wir zurück nach Kampala. Sie haben die Aufmerksamkeit genossen, man merkt, sie vertrauen mir und sie wissen, ich komme wieder ❤️.
Von den ursprünglich 8 Lehrern sind nur noch 4 da, die anderen sind gegangen, weil sie ihren Lohn nicht erhalten haben, verständlich, trotzdem schlimm für die Kinder. Es sind 4 neue Lehrer da, schauen wir mal für wie lange. Wenn sie zu wenig Lehrer haben, werden die Klassen zusammengelegt, so auch am Donnerstag, da sind in der Nursery (Kindergarten) die ganz kleinen Kinder gemischt mit Kindern bis zu 8 Jahren.
Noch ein Blick in die Schulzimmer, bevor wir fahren.