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AutorenbildRita Juri

19.03.2022 Schweizer Verlässlichkeit versus Afrika

An manchen Tagen stosse ich auf meine Grenzen hier. Zum Schluss kann ich jedoch über mich selbst lachen. Gott sei Dank!

Am Mittwoch war ich mit Joy´s Mama Mohaka Fahrrad kaufen. Das bekommt er zu seinem 11. Geburtstag. Am Donnerstag habe ich es nochmal kontrolliert, zum Glück, ein Platten am Vorderrad. So ging ich zu Mohaka, um ihr zu sagen, sie soll das Fahrrad bitte zurückbringen und reparieren lassen. Mein Auto ist zu klein, ich bringe das Fahrrad nicht rein. Danach soll sie es bitte wieder zu mir zurückbringen. Hinter dem Haus kann man es gut verstecken. Am Abend würden wir am Strand ein Picknick machen, danach gehen wir gemeinsam zu mir um den Geburtstagkuchen zu essen und Joy sein Fahrrad zu übergeben. Mohaka wird schauen, dass sie pünktlich mit der Bible Study fertig ist, da um 19 Uhr bereits Sonnenuntergang ist. Sprich, um 17 Uhr sollten wir losfahren können. So war der Plan.

Und nun zur Realität 😊.

Um 16.30Uhr, während der Bible Study fragt mich Mohaka, ob ich bitte den Birthday Cake im Laden holen könnte, sie hätte den vergessen abzuholen. Ja sicher, dann hole ich den Birthday Cake, mit einem schmunzeln im Gesicht. Sie hat einen wirklich sehr schönen Kuchen bestellt, mit Schriftzug und viel Schokorahmsauce. Den Kuchen gab ich bewusst nicht in den Kofferraum, damit ihm ja nichts passiert. Auf dem Weg zurück ins Township rennen mir zwei Hunde direkt vors Auto, Vollbremse! Ja ja, ihr wisst schon, der Kuchen ist heruntergefallen….grrrr habe ich mich geärgert. Aber es geht weiter. Beim seeds4kids angekommen, ca. 17.10Uhr, niemand ist mehr hier. Ich rufe Mohaka an, sie meint, sie würden direkt zu mir nach Hause kommen, damit wir dann zusammen zum Strand fahren können. Gut, dann fällt mir ein, dass ich den Einkauf mit unserem Picknick in den Kühlschrank im seeds4kids reingestellt habe. So schreibe ich Mohaka, hast du den Bag mitgenommen? Keine Antwort, okay, ich fahre nach Hause, putze mein Auto, es war viel Schokorahmsahne, ja 😊 und warte auf Mohaka. Dann kommt sie gefahren. 8 Personen auf der Ladefläche, UND, das Fahrrad. Ich so, NEIN; Mohaka, das sollte doch eine Überraschung sein. Sie ist ganz entspannt und meint, er rechnet nie damit dass das für ihn sein sollte. Dann gab sie ihm die Anweisung, MEIN Fahrrad für mich ins Haus zu stellen, was er sofort gemacht hat. Okay, die Enttäuschung war mir wohl deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie meinte, kein Problem Sister, alles ist gut. Dann meine Frage, hast du den Sack mit dem Einkauf? Oh shit, nein, den hat sie vergessen. Ich so, ich werde ihn holen, geh du mit den Kids mal zum Strand. Gesagt, getan, ich fahre zurück ins Township, und das nur um herauszufinden, dass genau der Schlüssel, den ich brauche um aufzuschliessen, nicht an meinem Bund ist….. Es hängen ca. 5 Schlösser am Gate, sie hat sich, als sie ging, für das Schloss entschieden, von dem ich keinen Schlüssel habe. So, und nun war ich definitiv genervt, also noch mehr als zuvor. Wieder rufe ich sie an, du musst kommen und den Sack selbst holen, ich habe keinen Schlüssel. Sie lacht nur und meint, „okay my Sister, ich komme“. Die Zeit läuft, es war bereits weit nach 18 Uhr. Als wir dann endlich alle zusammen am Strand waren, war es bereits 18.30 Uhr. Die Kinder vergnügten sich mit Baden im kalten Meer, die Sonne ging unter, es wurde kalt. Badetücher hat Mohaka leider keine mit, die Kinder schlottern, also fahre ich wieder nach Hause und hole Badetücher für sie. Dann endlich essen und geniessen.

Was für ein Marathon für meine Nerven. Ich war echt genervt und trotzdem liesss ich mich mit der Zeit anstecken von ihrer Gelassenheit und Fröhlichkeit. Sie sind einfach so. Das hat alles nichts mit mir zu tun. Sie dürfen so sein, ich bin bei ihnen, nicht sie bei mir. Also wer hat sich nun anzupassen?

Das Picknick war dann echt lustig und hat sehr gut geschmeckt. Die Stimmung am Himmel ein Traum.


Bei Einbruch der Dunkelheit sind wir dann zu mir gegangen, da haben wir Kuchen gegessen, geredet und gelacht. Das Resultat meiner Vollbremsung im Township😃😃😃😃 (Mohaka hat natürlich nur gelacht):


Die Mädels Sitati und Carabo (Rebecca) waren zickig drauf, genervt und gelangweilt, aber auch das hat keinen gestört. Es wird einfach weiter gelacht und gesungen. Dann der grosse Moment, Joy bekommt sein Fahrrad. Da möchte ich nicht viele Worte darüber verlieren, seht selbst:

Er hat wohl wirklich nicht damit gerechnet dass ER das Fahrrad bekommt 💓💓💓! (so, und wofür habe ich mich nun geärgert?)

Als sie dann gegangen sind, war ich so geschafft aber auch erfüllt, und musste mir den Tag nochmal durch den Kopf gehen lassen. Zum Schluss meine Erkenntnis. Ich war die Einzige, die genervt war, ich hatte einen Plan, es ist nicht so gekommen, wie ich mir das vorgestellt habe, allen anderen ist es gut gegangen. So, nun habe ich weitere Hausaufgaben. Loslassen, einlassen, entspannen. Krass wie sehr man sich selbst mitnimmt. Und wieviel es noch zu lernen gibt für mich. Ich möchte sie nicht verurteilen für ihr sein, sie dürfen so sein, es ist nur in der Kombination für den einen oder anderen herausfordernd. Wer weiss, was ich für eine Herausforderung für Mohaka bin, mit dem, wie ich mit ihr und zu ihr bin, mit dem was ich von ihr verlange? Was ich mit Sicherheit weiss, auch wenn ich für sie eine ähnliche Herausforderung bin, wie sie es zeitweise für mich ist, sie geht lockerer damit um. Sie nimmt mich immer in den Arm, wenn sie mich sieht 💓. So lasse ich mich ein, Lerne und werde weiterhin versuchen, mein Bestes zu geben 💓💓💓.

Danke dass ich mit euch sovieles lernen und erkennen darf, ihr seid mir jetzt schon ans Herz gewachsen 💓. Ich werde nicht alles von euch mitnehmen und in meinem künftigen Leben integrieren, ABER ich werde wohl einiges zusätzlich aus einer anderen Perspektive mitberücksichtigen. Danke an euch Alle, dass wir Joy so eine grosse Freude machen konnten. Er war völlig ausser sich und hat getanzt und gelacht. Das Fahrrad hat knapp 120€ gekostet!

160 Ansichten4 Kommentare

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4 Comments


ingrid
ingrid
Mar 20, 2022

Liebe Rita!

Bei uns in Europa leben wir halt nach Plan und Einteilung (ob das immer richtig ist sei dahingestellt), in Afrika geht es auch ohne Termine und Hektik. Die Frage ist, was ist besser? Vielleicht ein bisschen von beiden??? Ich wünsche dir noch einen schönen Sonntag

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ursigubler
Mar 19, 2022

Liebi Rita

So sötted mir au läbe chöne. So gelasse. Wunderschön.

Liebi Grüessli vo eus allne

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janinelaurafrei
Mar 19, 2022

Ohwow, ich wäre wohl auch durchgedreht mit dem Zeitplan. Was für wertvolle Erkenntnisse und wie wir doch in unseren unsichtbaren Mustern leben - wahnsinn!

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Caluori Joerg
Caluori Joerg
Mar 19, 2022

Liebe Rita: Wunderbar! Toll! Du bist einfach die Grösste! Danke!!!

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