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22.07.2022 etwas für starke Nerven

So langsam müsste man meinen, ich hätte es begriffen…. Yunus teilte mir mit, dass sie mich morgens um 6 Uhr abholen würden. Dann am Vorabend meinte er, okay, es wird 8 Uhr, was für ein Fortschritt dachte ich mir. Er gibt Bescheid. Gekommen sind sie dann um 10.30 Uhr 😂😂…..

Nach Rakaj dauert der Weg 2 Stunden, meinte er, tatsächlich brauchten wir 4,5 Stunden…. 😉 African-Time halt 😂😂…..

Unterwegs sind wir in Equator vorbeigekommen, wenn man hier noch nie war, war man noch nie in Uganda, meinten meine Reisebegleiter, ja dann müssen wir hier dringend halt machen 😊. Meine Reisebegleitung Bild 1, von links nach recht, Valentine, sie ist ein Volunteer in dieser Organisation und hilft manchmal aus, dann Andrew, er ist mit im Verein Fight for the Future Foundation, rechts Yunus.


Die Reise war sehr eindrücklich und spannend, die Natur ist sehr vielfältig hier. Viel Grün, obwohl es kaum regnet, und viele Gewässer und Tümpel.


Mitten im Nichts hielt Yunus an und meinte, herzlich Willkommen, wir sind da. Da sah ich auf der anderen Strassenseite ein „Gebäude“, das mehr aussieht wie ein Stall.


Beim Eintreten kam uns der gut gelaunte Schulleiter Vincent entgegen und hiess uns herzlich Willkommen. Er zeigte uns die Schulräumlichkeiten, erklärte zwischenzeitlich stolz, dass er in „seiner“ Schule 200 Kinder aus den umliegenden Häusern unterrichtet. Sofort fällt mir auf, dass die Kinder hier keine Uniformen tragen, auf Rückfrage lacht er nur und meint, dafür haben die Menschen hier kein Geld.


Theoretisch müssten die Eltern hier Schulgeld bezahlen, denn er muss ja die Lehrer bezahlen. Leider schaffen die Eltern das hier nicht, er meint, er sei froh, wenn die Kinder ihre eigenen Bleistifte mitbringen. Auch die Lehrer verlassen ihn oft wieder, da er die Löhne nicht zahlen kann, oder wenn, dann nur die Hälfte. Dann findet halt nur reduzierter Unterricht statt, aber das macht nichts, meint er. Hauptsache die Kinder lernen zu lesen und zu schreiben. Wenn es auch länger dauert, wir haben Zeit hier.


In den überfüllten Räumen sind sooo viele Kinder, unmöglich sie zu zählen. Einige liegen auf dem Boden, ich dachte, sie würden schlafen, denn das kenne ich ja bereits. Die Kinder sind krank, erzählt Vincent weiter, die einen haben Malaria, die anderen sind HIV-positiv. Sie kommen gerne in die Schule, da sie meist etwas zu essen bekommen, wenn die Schule es schafft, Lebensmittel zu besorgen. So kämpfen sich die Kinder in die Schule, oft von weither, zu Fuss, ohne Schuhe…. Um sich ein wenig Wissen anzueignen und etwas zu essen zu bekommen. Selbst die Kleinsten kommen allein.


Medikamentöse Behandlung im Kampf gegen HIV erhalten sie kostenlos, nicht so bei Malaria, das nächste öffentliche Krankenhaus ist 50KM weit weg, wie kommen sie dahin? Klingt auch wieder gut in der Welt gell, wir behandeln die Menschen kostenlos, aber wie ihr zu den Medikamenten kommt, ist eure Sache…..

Ich beuge mich über ein Mädchen, das am Boden liegt und frage sie, was ihr fehlt. Ihr laufen die Tränen, reden kann/möchte sie nicht. Ich habe das Bedürfnis, laut aufzuschreien ob dieser Ungerechtigkeit, ehrlich, schaut euch das an, in welchem Zustand das Gebäude ist. Wenn es regnet, regnet es rein, zeitgleich ist es ein Segen, weil sie dann Regenwasser sammeln können. Hier ist ein Menschenleben wohl wirklich nichts wert.

Jemand fragt die Kinder, ob die hungrig sind. Mit grossen Augen schauen sie uns an und nicken. Man sieht ihnen gut an, wie geschwächt sie sind.

Nach der Besichtigung der Schule lädt Vincent uns ein zum Lunch.


Mir ist aber definitiv nicht nach Essen, nicht nachdem was ich gesehen habe. Ich frage Yunus, ob ich das Essen nicht den Kindern geben kann. Vincent hat keine Kosten und Mühen gespart, und für uns ein Hühnchen, Reis, Kraut und eine frische Ananas aufgetischt. Yunus meinte, bitte iss einfach ein wenig, denn es würde Vincent sehr enttäuschen, wenn ich sein Essen nicht anrühre. So habe ich einige Bissen zu mir genommen, um dann meinen immer noch fast vollen Teller den Kindern zu geben. Auch die anderen haben nicht ausgegessen, so gab es wenigstens für ein paar Kinder ein paar Bissen 😥😥.


Dann zeigten sie mir, wo sie Wasser herbekommen, nach ca. 400 m Fussmarsch kommen wir an, seht selbst:


Ich bin geschockt! Dieses Wasser wird verwendet zum Kochen, Trinken, sich waschen, einfach für alles. Vincent meint, keine Sorge Madam Rita, wir kochen es ab bevor die Kinder es trinken. Als ob es das besser macht, denke ich mir. Er meint, bestimmt werden die Kinder auch krank, weil sie dieses Wasser trinken, es ist stark verunreinigt, das ist unsere Natur.

Yunus meint, unter diesem Wasserloch gäbe es eine Quelle, sein Traum wäre, zu bohren, damit all die Kinder und die umliegenden Familien Frischwasser bekämen. Beim Government hat er bereits angefragt, leider ohne Ergebnis, die fühlen sich nicht verantwortlich…😥😥.

Mir ist schon ganz schlecht von den Eindrücken. Aber es geht weiter. Sie erzählen mir, der Grund, auf dem die Schule steht, gehört Yunus und Andrew, Andrew ist an diesem Tag auch mit dabei und ein Member der Organisation Fight fort the Future Foundation. Sie haben diese Schule gebaut, sie besteht seit 7 Jahren. Vor 2 Jahren, vor Corona, haben sie begonnen, eine neue Schule zu bauen, durch Corona sind die Sponsoren abgesprungen, so bleiben ein paar Mauern stehen, nichts geht mehr weiter und sie nutzen weiterhin dieses Gebäude, das einem Stall ähnelt, als Schule. Aber die Toiletten hätten sie erneuert....


Yunus erzählt, zu Beginn seien dann ein paar Kinder Abends nach der Schule nicht mehr nach Hause gegangen, er hat sie dann in einem kleinen Klassenzimmer übernachten lassen. In den 7 Jahren wurden es immer mehr. Heute zählt er 64 Waisen- oder Halbwaisenkinder in seinem Waisenhaus. Er hat in den letzten Jahren 2 Häuser zugemietet, günstigst, in denen die Mädchen und Jungs getrennt voneinander „wohnen“.

Seht selbst, hier sind 37 Mädchen zuhause:


Und hier 27 Jungs:

Wie muss sich das wohl anfühlen in diesem Zuhause, vergessen von den Eltern, der Welt?


Eine der grössten Schwierigkeiten, mit denen sie aktuell kämpfen, die Mädels sind fast alle in der Pubertät, bekommen ihre Menstruation, haben natürlich keine Binden oder sonstigen Hygienepads, so nutzen sie alte Kleider oder einen Waschlappen, wie mir eines der Mädels erklärt. Diese waschen sie dann in dem Wasser, siehe Fotos oben, und benutzen sie wieder, immer wieder…. Viele Mädchen haben nun Intim-Krankheiten und können nichts dagegen tun, als einfach so weitermachen. Ich fühle mich noch elender. Ich muss raus, mir schiessen die Tränen in die Augen. Yunus folgt mir und meint, Rita, sei nicht traurig, wir kennen das Leben nicht anders. Ich hätte gerne aufgeschriehen, aber ich, ich kenne ein anderes Leben, ein Leben voller Luxus, Waffenlieferungen und Mondlandungen und dennoch stetig anhaltender Unzufriedenheit und dem Streben nach mehr… 😥😥.

Ich bin dankbar, dass sie den Vergleich hier nicht haben, denn dann würden sie ihr Leben vermutlich nicht mehr so demütig aushalten, wie es halt eben ist.


Yunus hat im letzten Monat eine Kostenübersicht für die Bohrung zum Frischwasser gemacht, weil er sie dem Government eingereicht hat. Ich stelle diese Übersicht zur Frischwasser-Bohrung hier ein mit der grossen Bitte, der Hoffnung, dem Glauben, dass wir doch bitte gemeinsam für dieses kleine Stück Welt zusammenstehen und ihnen helfen. Oder ihnen zumindest ein kleines Stück weiterhelfen🙏❤️.

Wenn wir das zusammenbekommen, verspreche ich euch, dranzubleiben und wieder nach Uganda zu reisen, um zu begleiten und zu überprüfen, ob alles mit rechten Dingen zu und hergeht und dieses Projekt vielleicht weiter zu optimieren🙏.

Heute Mittag hatte ich ein langes Gespräch mit Yunus. Ich habe ihn gefragt, ob er mir laufend und im Detail Rechenschaft abgeben würde über die Finanzen, uns mit Bildmaterial versorgen würde während der Bauphase, mich als Partner respektieren könnte, falls wir ihnen helfen würden. Hier ist ja das Frau-Mann Gleichgewicht noch nicht wirklich angekommen 😉. Er hat mir alles zugesagt, ich denke, ich kann ihm vertrauen. Und er weiss, dass ich zurückkommen werde. Rein sicherheitshalber 😉.


Diese traurigen Gesichter der Kinder begleiten mich, lassen mich auch heute nicht los. Und vielleicht muss das genau so sein. Damit ich den Mut fasse, euch um Hilfe zu bitten. Bitte helft mit, wenn ihr könnt, in jeder euch möglichen Form, teilt diesen Blog wo immer ihr könnt, vielleicht in eurem Geschäft, mit euren Kollegen, Freunden, damit unsere Welt sieht, wie es woanders aussieht und wie sie wirklich helfen könnten. Helfen in einem Kampf, wo es tatsächlich um Leben und Sterben geht. Machen wir gemeinsam den Unterschied❤️❤️❤️!





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