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24.07.2022 ein Lächeln schenken

Gestern haben mich Hanna und Doreen vom Mothers Heart Orphanage zu weiteren Familien gebracht, die in Not sind.


Als erstes durfte ich Mama Josephine kennenlernen, sie ist 45 Jahre alt, ihr Sohn Brian, 16 Jahre alt und ihre Tochter Grace, 5 Jahre alt, sind Halbwaisen, ihr Vater starb vor 4 Jahren an einem Herzinfarkt. Arbeit hat Josephine keine, sie erledigt Gartenarbeiten in der umliegenden Nachbarschaft, damit ernährt sie ihre Kinder mehr schlecht als recht.

Brian kann seit dem Tod seines Vaters nicht mehr zur Schule, das Geld reicht nicht. Er ging in die Primary 5. Grace sollte nun eingeschult werden, auch dafür reicht das Geld nicht. Brian versteht kein Englisch, auf meine Fragen antwortet er immer mit „fine, thank you, how are you?“ Soviel zur Qualität der Government School, die er fast 5 Jahre besucht hat.

Mama Josephine sieht sehr resigniert aus, kein Leuchten in den Augen, wohl keine Zuversicht in ihrem Leben. Sie versucht, ihre Kinder selbst zu unterrichten, nur Englisch beherrscht sie leider nicht. Mothers Heart Orphanage bringt ihr ab und zu alte Schulbücher, damit sie die Grundlagen kennt und ihren Kindern weitergeben kann.

Sie lebt mit ihren Kindern in einem Haus mit 2 kleinen Räumen, ohne Bad und ohne Küche, die Feuerstelle ist draussen, dafür bezahlt sie monatlich 110.000 UGX, umgerechnet ca. 30 €. Für sie ein Vermögen. Sie erzählt, für Brian müsste sie an der Government School 150.000 UGX (40 €), für Grace in der Privatschule 250.000 UGX (65 €) bezahlen. Ein unmögliches Unterfangen, dieses Geld mit Gartenarbeiten zu beschaffen. Sie meint, sie ist schon glücklich, dass sie die Miete und ein paar wenige Lebensmittel stemmen kann.

(offensichtlich können hier selbst Government Schulen ihre eigene Preisgestaltung vornehmen, ein Skandal wenn man die Konsequenzen daraus betrachtet.)

Sie träumt von einem eigenen Shop, indem die Gemüse und Früchte verkaufen kann. Sie erzählt, es gibt bei ihr gleich um die Ecke einen freien Shop, den sie mieten könnte, allerdings ist die Miete 50.000 UGX (13 €) monatlich. Die ersten 3 Monate sind im Voraus zu begleichen. Zudem braucht sie die Lebensmittel, damit sie starten kann. Ihr Schmerz ist greifbar für mich.

Ich entscheide spontan ihr zu helfen. Frage nach, ob heute, Samstags die Möglichkeit besteht, den Vermieter anzutreffen um den Shop zu fixieren. Sie geht los, kommt zurück und bringt uns zum Shop und der Vermieterin. Ein guter alter Container, bereits eingerichtet mit Tisch und Verkaufsgestell für die Auslagen.

Mit der Vermieterin habe ich kurz verhandelt, dass der Mietbeginn der 1. August ist, sie aber die Schlüssel jetzt schon bekommt, erfolgreich! So gebe ich ihr die 150.000 UGX (40 €), sie stellt mir eine Quittung aus 😂😂.

Am Montag fährt Hanna mit uns zum Markt um den Grundstock an Lebensmitteln zu beschaffen, Budget ist 500.000 UGX (130 €). Bis dahin wird Josephin den Shop putzen und auf Vordermann bringen❤️.

Hanna fragt mich, wie es mit der Schule für Brian aussieht, ob wir ihm vielleicht ermöglichen könnten, ab September in die Schule zu gehen? Das würde heissen, er könnte ab Januar 2023 in die 6. Primary versetzt werden, andernfalls würde er wieder ein ganzes Jahr verlieren. Ich überlegte kurz und entschied, dass es Mama Josephine mit der Möglichkeit ihres eigenen Shops selbständig schaffen muss, das Schulgeld für ihre Kinder zu stemmen. Brian hat bereits 4 Jahre Schule verloren, ich denke nicht, dass dieses eine Jahr nun eine grosse Rolle spielt. Viel wichtiger ist mir aber, dass Mama Josephine begreift, dass es ab sofort ihre Verantwortung ist, das Schulgeld zu verdienen und ihren Gewinn einzuteilen. Ich denke, es wäre die falsche Botschaft, alles zu finanzieren und dann, nach 3 Monaten kommt alles auf einmal auf sie zu, Shopmiete, Schulgeld, und natürlich laufend frische Lebensmittel, um den Shop zu befüllen.

Schauen wir mal, ob ich damit einen Shitstorm in meiner Community auslöse 😉 oder ob ihr einverstanden seid mit meinen Gedankengängen.

Mama Josephine ist glücklich, nun kann sie wieder lachen, ich freue mich sehr🥰🥰🥰.


Hanna hat mir versprochen, dass sie Josephine weiterhin begleiten wird, auch nach meiner Abreise. Ab und zu wird sie uns Fotos schicken. Zu Josephine habe ich gesagt, wenn ich wiederkomme, möchte ich deine Kinder in der Schule sehen ❤️❤️❤️.


Der nächste Besuch gilt Oma Agnes, 61 Jahre alt. Josephine bringt uns zu ihr. Sie ist verheiratet, ihr Mann ist schwer krank. Sie zieht ihre Enkeltochter Milly, 12 Jahre alt, auf.

Millys Mama ist mental krank und somit nicht in der Lage, ihre Tochter aufzuziehen. Milly ist in der Primary 3, hinkt also schwer hinten nach. Das liegt daran, dass Milly nur zur Schule kann, wenn die Oma es mit ihrem Stand vor dem Haus schafft, genügend Geld zusammenzubringen, um die Schule zu bezahlen. An ihrem Stand verkauft sie Fisch, welchen sie sich jeweils am Markt holt.

Auf Nachfrage erfahre ich, dass Milly an einer anderen Government Schule ist als Brian war, dass, obwohl sie beinahe Nachbarn sind. Oma Agnes erzählt, dass sie für Milly 58.000 UGX per Term bezahlen muss. Ich frage Mama Josephine, warum Brian nicht auf diese Schule geht, sie meint, sie wusste nichts von dieser Schule. Aber sie wird Brian auch in dieser Schule anmelden, so kann sie sich fast 100.000 UGX ersparen per Term, was sich sicherlich positiv auf ihr Budget und Brians Möglichkeiten auswirkt 🤩🤩🤩.

Ich erkenne, auch hier wird viel zu wenig miteinander geredet, unglaublich, oder?


Sie müsse sich auch um ihre anderen Enkelkinder kümmern, klagt Oma Agnes weiter. Ich entscheide, ihr einmalig kurz unter die Arme zu greifen und übergebe ihr 50.000 UGX (13 €). Sie ist glücklich und bedankt sich mit den Worten, „God bless you“.

Im Projekt Josephine hat Oma Agnes uns einen bedeutenden Schritt vorwärts gebracht ❤️.


Dann geht’s in die nächste Familie, wieder eine Mama mit 3 Kindern, auch ihr Mann ist verstorben. Alle ihre 3 Kinder gehen jedoch in eine Privatschule, per Term jeweils über eine Million UGX. Sie meint, sie bezahlt halt das was ihr möglich ist, und die Schule ist bis anhin geduldig und nachsichtig. Ich rechne mir kurz durch, mit der Höhe dieses Schulgeldes könnten beinahe 20 Kinder in die Government Schule gehen, was zugegebenermassen in der Qualität nicht zu vergleichen ist, aber ich bin überzeugt, dass die Kinder mit Potenzial auch aus der Government Schule profitieren können und die Chance haben, sich später etwas darauf aufzubauen.

So verlassen wir diese Familie wieder unverrichteter Dinge. Mit auf den Weg gegeben hat Hanna ihr, sie solle doch bitte den Kindern zuliebe eine Schule suchen, die sie sich leisten kann, damit die Kinder dann auch sicher einen Abschluss machen können. Die Mama weint und meint, ihrem verstorbenen Mann war es so wichtig, dass seine Kinder eine gute Schulbildung erhalten, dafür hätte er Tag und Nacht gearbeitet😥😥. Und bis vor 2 Jahren, als er starb, war es auch kein Problem. Den Kindern zuliebe und um das Andenken ihres Mannes zu wahren, versuche sie, die Kinder dort zu halten ❤️. Mein Herz war schwer als wir sie verliessen. Ich kann sie so gut verstehen und ihr nachfühlen. Trotzdem muss auch sie, selbst in Uganda, nach Lösungen für die Zukunft suchen und kann nicht in der Vergangenheit stecken bleiben. Hätte ich länger Zeit hier, würde ich mit ihr logotherapeutisch arbeiten und ihr helfen, ihren Schmerz einwenig zu verarbeiten und ihren Blick für sich selbst, aber auch für ihre Kinder, in die Zukunft zu richten. Die Vergangenheit ist nicht veränderbar, die Zukunft lässt sich jedoch durch ihre Einstellung gestalten. Ich wünsche ihr viel Kraft, aus ganzem Herzen❤️.


Zum krönenden Abschluss dieses Samstags haben wir Oma Nanjasi mit Nabasumba, Nambalirwa und Nakmuli besucht. Ihr erinnert euch, die 3 Mädels, die wir wieder in die Schule zurückbringen durften ❤️.

Mit den Mädels sind wir neue Schuhe kaufen gegangen, für die Oma haben wir einen grosszügigen Lebensmitteleinkauf getätigt. Für 6 paar Schuhe, pro Kind ein paar für die Schule und eines für die Freizeit, habe ich 95.000 UGX (25 €) bezahlt. Der Lebensmittel-Einkauf hat sich auf die selbe Summe belaufen, 5 KG Maismehl, 5 KG Reis, 5KG Bohnen, 5 KG Zucker, 1 Liter Öl, 1 KG Salz und eine grosse Packung Seife und 2 Packungen Toastbrot haben wir dafür erhalten 🤩🤩🤩,

Als wir zurückkamen, hat Oma gesagt, sie dachte schon, der liebe Gott hätte sie vergessen, nun weiss sie und wird in Zukunft darauf vertrauen, dass das nie geschehen ist und nie geschehen wird ❤️.

Und so sieht die Familie aus, wenn sie glücklich ist ❤️:


Solltet ihr mit einzelnen Entscheidungen, die ich treffe, nicht einverstanden sein, bitte ärgert euch nicht für euch allein, lasst es mich wissen und lasst uns gemeinsame Entscheidungen treffen ❤️. Ich lasse mich von meiner Intuition und meinem Herzen leiten, sie waren die vergangenen 5 Monate meinen treuen Begleiter, dennoch bin ich jederzeit offen für euer Feedback ❤️. Mögen euch viele positive Gefühle durch diesen Sonntag begleiten, weil wir wieder einigen Menschen ein Lächeln schenken durften.


❤️Gemeinsam machen wir einen Unterschied❤️


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