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28.01.2023 Wegweiser, Tankstellen und Kraftquellen

Nach einer knappen Woche Urlaub an der West-Coast sind wir seit Mittwoch wieder zurück in Hermanus. Es war wunderschön, wir konnten so viel Neues sehen, neue Menschen kennenlernen, uns in der Natur erden, unsere Beziehung leben, es war traumhaft. Das Wetter ist uns gnädig, wir haben Hochsommer, herrlich, so zwischen 23 und 30 Grad täglich würde ich schätzen.


Heute hätte der Beachday mit den Mädels stattgefunden, aber es regnet, so haben wir kurzerhand auf morgen verschoben 🤩🤩🤩.


Am Donnerstag hat Werner mit Heini den Plan für den Zubau bei Soryas Haus gezeichnet. Da wir ein grösseres Shake aus Holz dazu bauen werden, brauchen wir keine Bewilligung von der Gemeinde, auf Privateigentum dürfen sie alles, was aus Holz ist, einfach aufstellen. Der Zubau wird sich nach einigen Korrekturen nach unten 😉 auf ungefähr € 2000 belaufen. Der Vorteil für Sorya wird sein, dass sie nach dem Zubau das Essen direkt aus der Küche ausgeben kann und die Kinder unter Dach warten können. Zudem werden wir die Projekte dann auch beschriften, damit Soryas Soupkitchen sichtbarer wird. Das ist sehr wichtig, denn so können auch vorbeifahrende Touristen erkennen, dass da ein aktives Projekt ist und vielleicht eher mal anhalten und mithelfen.

Werner und Heini hatten einige coole Stunden gemeinsam, in Englisch und mit Hilfe von Händen und Füssen, aber das wichtigste, sie hatten Spass und beide können sich vorstellen, dieses Projekt gemeinsam aufzubauen. Natürlich for free, obwohl ich Heini sicherlich etwas geben möchte für seine Arbeit, denn sie brauchen wirklich immer Hilfe, sei es mit ihrer Soupkitchen, oder dann mit ihren 5 Kindern.


Ich war in dieser Zeit mit Sorya und Deslyn, Soryas ältester Tochter, einkaufen. Deslyn ist in den vergangenen 6 Monaten in die Drogen abgerutscht, richtig stark😥😥😥. Sie ist CristalMeth abhängig (crystal methamphetamine). Ich erkannte sie nicht mehr, wie ich sie gesehen habe. Komplett abgemagert, ungepflegt, ohne Leben in den Augen, es war fürchterlich. Sorya hat mir immer wieder von ihr erzählt in den vergangenen Monaten, sie dann so mit eigenen Augen zu sehen, ist noch einmal eine ganz andere Liga. Deslyn ist bereit einen Entzug zu machen, in Südafrika muss privat nichts dafür bezahlt werden, sie muss nur einfach auf einen freien Platz warten. Sorya erzählt, dass sie Deslyn schon vor langer Zeit angemeldet hat, noch bevor Deslyn überhaupt bereit war, einen Entzug zu machen. Am vergangenen Dienstag hat sie die Zusage bekommen, dass Deslyn kommende Woche gehen kann. Die Social-Workerin hat ihr eine Packliste gebracht, was Deslyn in den kommenden 6 Monaten brauchen wird, aber auch, was nicht erlaubt ist. Sorya meinte, ich bin sooo glücklich dass Deslyn jetzt gehen kann, auch wenn ich im Moment nicht weiss, wie ich all diese Dinge auf dieser Liste kaufen werde. Tränen rinnen ihr über die Wangen. Es handelt sich um Dinge des täglichen Bedarfs, wie Kleidung, Turnschuhe, Badeanzug, Toilettenartikel, Handtücher, alles Dinge, die wir bei uns zuhause ganz automatisch aus dem Schrank nehmen und täglich verwenden. So versprach ich Sorya, mit Deslyn und ihr zusammen, während Werner und Heini Plan zeichnen, einkaufen zu gehen.

Das war Deslyn letztes Jahr, wie ich sie kennen gelernt habe.


Meine Bedingung war, Deslyn soll die eingekauften Dinge erst dann erhalten, wenn sie in die Reha abgeholt wird. Beide waren sie einverstanden und super glücklich. In dieser Entziehungskur hat sie Kontaktverbot für die ersten 4 Monate mit allen Menschen. Es ist weder Musik noch ein Handy erlaubt, sollte sie abhauen, wird sei polizeilich gesucht und wieder eingewiesen, harte Sitten, hoffentlich schafft sie es. Deslyn hat eine 5-jährige Tochter, sie selbst ist bald 19 Jahre alt. Ihre Tochter lebt aktuell bei Soryas Mama. Bis ihre Mama wieder nach Hause kommt und sich um sie kümmern kann❤️❤️❤️.


Auf meinen letzten Beitrag habe ich tolle Reaktionen erhalten, als erste positive Rückmeldung möchte ich gerne verkünden, dass Crezeldas erstes Ausbildungsjahr gesichert ist. Zur Erinnerung, das ist Crezelda, ihr haben wir letztes Jahr ihr Shake her- und eingerichtet.

Meine Tochter Janine hat sich ganz frei dazu bekannt, das freut mich als Mama ganz besonders und macht mich stolz. Ihre Begründung war, weisst du Mami, ich habe jetzt einen neuen Job gestartet, verdiene mehr als vorher, obwohl ich vorher schon gut verdient habe, mache keine Weiterbildung weil ich mich nicht entscheiden kann, da imponiert es mir richtig, wenn so eine junge Frau/Mama so ganz genau weiss, was sie will, und deswegen möchte ich sie unterstützen. DANKE Janine❤️, danke dir herzlich, Crezelda wird sich riesig freuen❤️.

Crezelda hat sich bereits für das Studium angemeldet und die Registrierungsgebühr bezahlt, damit macht sie auch mir wieder Eindruck. Sie macht wirklich einfach weiter mit ihrem eisernen Willen, toll!

Ich werde ihr das Geld für die Registrierung aus der Vereinskasse erstatten, sie weiss noch nichts davon, auch nicht, dass ihr erstes Studienjahr gesichert ist. Ich würde gerne warten, bis ich weiss, ob wir noch 3 oder mehr Sponsoren finden können, damit wir ihr die Zusage für die ganze Ausbildung machen könnten ❤️🙏.


Eine weitere Rückmeldung auf den letzten Beitrag möchte ich ebenfalls gerne mit euch teilen. Da kam die Frage auf, ob es nicht Sinn machen würde, im Verein einen Bildungstopf zu eröffnen? Sodass Menschen, die sagen, ich möchte mich gerne für Bildung einsetzen, die Möglichkeit haben, ohne direkten Bezug zu einer begünstigten Person, also nicht durch eine direkte Patenschaft, Geld zu spenden, welches dann ausschliesslich für Bildung bedürftiger Menschen eingesetzt wird. Der Verein entscheidet, wer begünstigt werden soll, der Spender verpflichtet sich im besten Fall für eine jährliche Spende, sodass die Hilfe kalkulierbar wird, was natürlich enorm hilfreich wäre und der Nachhaltigkeit näherkommt. Aber auch Einmal-Zahlungen für Bildung sind damit klar definiert einsetzbar. Mir gefällt die Idee. Ein weiterer Gedanke dazu, die Begünstigten müssten dann nicht einer spezifischen Person dankbar sein/Rechenschaft ablegen, oder zu Dank verpflichtet sein, sie wissen einfach, der Verein Lebensgschichten hat für sie übernommen. Auch der Erklärungs- und Rechtfertigungsdruck bei einem Abbruch wäre somit hinfällig, denn oft sind die Gründe für uns nicht nachvollziehbar, wenn man aber hier vor Ort ist, sehr wohl verständlich.

So möchte ich diese Idee gerne aufgreifen, und zusätzlich, zu den Bildungspatenschaften, diesen Bildungstopf öffnen. Wer in Zukunft gerne für Bildung spenden möchte, gibt als Zahlungszweck ganz einfach „Bildung“ an, so ist dann klar, wofür das Geld einzusetzen ist.

Natürlich werde ich mit dieser Neuerung nicht aufhören, euch zu erzählen, wen und warum wir jemanden unterstützen, denn das gehört zum Grundsatz unseres Vereins einfach dazu. Absolute Transparenz!


Gestern hatten wir einen tollen Abend mit einigen der Power-Girls, Crezelda, ihren Geschwistern, Mohaka und ihren Kindern, Sorya und ihrer Familie. Es war wunderschön, all unsere südafrikanischen Freunde vereint zu sehen und um uns zu haben. Werner und ich haben Lebensmittel eingekauft, Sorya und Heini haben gekocht und grilliert, jeder hat irgendwie mitgeholfen und alle haben wir miteinander erst gebetet und dann gegessen. Wie eine riesige Familie an einem riesigen Tisch ❤️.

Zustande gekommen ist dieser Abend übrigens folgend; Werner und ich fuhren kurz bei Sorya vorbei um noch etwas bezüglich dem neuen Shake zu klären, da war Sorya ganz komisch ruhig und in sich gekehrt. Auf meine Frage wie es ihr denn geht, weinte sie los und wollte sich verstecken gehen. Ich ging ihr nach, da erzählte sie, dass sie mir/uns schon so dankbar ist für alles und wirklich nicht um mehr bitten möchte, aber sie hätte halt für ihre Familie nichts mehr zum Essen zuhause. Das letzte was da war, hätte sie am Nachmittag für die Kinder der Soupkitchen gekocht, jemand hätte einen Korb Gemüse gebracht, worauf sie zum Metzger ging und ihn um etwas Fleisch bat, was dieser ihr auch gab. Damit war Schluss, Kühlschrank leer. Kurzerhand beschlossen Werner und ich, der Traurigkeit für diesen Tag ein Ende zu setzen und einkaufen zu gehen. Menschen einzuladen und gemeinsam glücklich und stark zu sein.....


Heute sitzt Werner neben mir, wir reden über die Unterschiede dieser zwei Welten. Er meint, es ist ein Wahnsinn, wie dankbar diese Menschen sind und was das mit mir macht. Wenn ich ins Township fahre, die Kinder bereits unser Auto kennen, uns dann nachrennen und feiern, dass wir sie besuchen kommen, wir jedem einen Lutscher geben und ich bemerke, wie mein Grinsen immer breiter wird, dann denke ich schon, dass bei uns etwas falsch läuft. Auch er erlebt jetzt dieses Gefühl, soviel zurückzubekommen, wenn man etwas gibt. Es freut mich, dass es auch ihn berührt ❤️.

Aber auch zum Projekt Soryas Soupkitchen sagt er, es ist unglaublich, wie sie das schafft. Heini mit seiner kleinen Rente, und sie, die jeden Tag für diese hungrigen, aber letztendlich fremden Kinder kocht. Wie sie weint, weil sie wieder nicht weiss, wie sie das Morgen bestreiten wird und was Lebensmittel trotzdem kosten. Natürlich weniger als bei uns, aber dennoch, koche mal jeden Tag für 80 – 120 Kinder, das geht echt ins Geld und die Spender werden nicht mehr. Das ist aber wohl ihr Sinn im Leben. Dass ist das, was sie gerne tut. Und da gehört diese Ungewissheit wohl einfach dazu, wir helfen ihr so gut wie möglich, aber mehr können auch wir nicht tun, leider.


Aus der Distanz sind die Tragödien einfacher zu verkraften, vor Ort zu sein, Tränen zu sehen, nicht helfen zu können, nicht wissen, wie zu helfen, all das zeigt uns unsere Grenzen auf. Dennoch bleibt das Motto, oder wird immer stärker, machen wir die Welt jeden Tag zu einem besseren Ort, für uns alle!


Am Mittwoch haben wir Crezelda und Cajro zum Abendessen eingeladen, für Baby Jemelia kauften wir Windeln ein, Jojo haben wir besucht und ihren Jungs ein paar Süssigkeiten vorbeigebracht, Fussballschuhe durften wir überreichen, alles nur Kleinigkeiten, und trotzdem können wir den Menschen damit das Gefühl geben, dass sie uns wichtig sind und wir sie nicht vergessen haben❤️.

So rief mich Jojo an, und bat mich um etwas Zeit, sie möchte gerne etwas mit mir besprechen. Gespannt besuchte ich sie. Sie wollte nur meinen Rat, weil sie mit ihrem zweitältesten Sohn ein Problem hat. Sie meinte, du bist wie eine Mama für mich, ich vertraue dir und deinem Rat. Dann erzählte sie mir von ihrem neuen Business, sie wird gegenüber der Klinik einen Essensstand eröffnen, am Montag startet sie und freut sich wie wahnsinnig, ob wir sie wohl noch besuchen würden, bevor wir abreisen? Natürlich machen wir das❤️. Oder Jeffrey, Crezeldas Bruder, der Samstags jeweils mit einem Freund zusammen mit den Kleinen Fussball spielt, freiwillig, ehrenamtlich, bittet uns, zuschauen zu kommen. Und so gibt es noch viele Geschichten, Geschichten von Menschen, die teilweise einem ungeheuren Leidensdruck unterliegen und kämpfen, Tag für Tag. Sie haben meine Hochachtung, ehrlich und wirklich. Ich wüsste nicht, wie ich damit klarkommen würde, nicht zu wissen was ist morgen, was gebe ich meinen Kindern morgen zu essen, kann mein Kind in die Schule, usw.


Ich bitte euch Alle, selbst einmal zu kommen. Sei dies nach Uganda oder nach Südafrika ins Township. Wer Interesse hat, sich alleine nicht traut oder lieber in Gesellschaft reist, darf sich mir/uns gerne anschliessen oder uns Bescheid geben, wenn ihr die Absicht hegt, in eines dieser Länder zu reisen. Gerne arrangiere ich euch die Kontakte vor Ort. Auch Volunteers sind immer herzlich willkommen, sei das in Uganda oder in Südafrika. Also bitte weitererzählen ❤️.


Ich bin mir sicher, dass sich einige wiederfinden werden in der einen oder anderen Geschichte, die ich euch hier erzähle. Haben wir nicht ähnliches erlebt, durchstehen müssen, ausgehalten? Welche Ressourcen standen uns zur Verfügung? Hatten wir jemanden, der uns zugehört hat? Wegweisen? Kraftquellen? Tankstellen? Jemand, der uns vielleicht sogar geholfen hat in einer solch ausweglosen Situation? Der an uns geglaubt hat? Wie oft mussten wir hungrig schlafen gehen? Oder wussten nicht, wie unseren Kindern Winterkleider zu kaufen? Werde ich einen Job finden? Kann ich mich weiterbilden? Ich durfte viele solcher Wegweiser, Tankstellen und Kraftquellen antreffen in meinem Leben, deswegen weiss ich, wie wertvoll sie sind. Und wie stark sie meinen weiteren Weg und damit auch den meiner Kinder geprägt und bestimmt haben. Dafür bin ich heute noch sehr dankbar und ich erinnere mich auch heute noch an jede einzelne wegweisende Begegnung und Hilfestellung❤️🙏. Und vielleicht gerade deshalb möchte ich heute Wegweiser, Tankstelle und Kraftquelle für andere Menschen sein, du auch?


Nun schliesse ich für heute, morgen gehts mit den Mädels zum Strand. Werner und ich fühlen uns jetzt schon ein wenig traurig, am Dienstag geht´s zurück nach Hause. Aber wir kommen wieder ❤️🙏❤️🙏, keine Frage.

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