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29.10.2022 Verein Lebensgschichten

Autorenbild: Rita JuriRita Juri

Seit 2 Monaten bin ich wieder zuhause. So sehr ich mich gefreut habe, nach Hause zu kommen, so schwer habe ich mich getan, wieder zuhause zu sein. Damit hätte ich nicht gerechnet. Ich dachte ich würde in tiefster Dankbarkeit zuhause in unserem Luxus meine Seele baumeln lassen. Stattdessen quälte mich bei vielen Aktivitäten das schlechte Gewissen. Ständig rechnete ich aus, was ich in Südafrika oder in Uganda mit dem soeben ausgegebenen Geld hätte bewirken können😢.

Auch die sozialen, zwischenmenschlichen Beziehungen gestalteten sich schwieriger als erwartet. Nach so viel gelebter und gezeigter Liebe zurück in unserer doch eher kühleren Gesellschaft sehne ich mich immer wieder nach kleinen Kinderärmchen, die mich umarmen, nach tiefen Gesprächen, in denen es um das Leben und das Überleben geht. Nach dem fröhlichen Lachen das uns doch fast immer umgab. Ich denke, ich sehne mich nach dem Sinn meines Wirkens. In diesem halben Jahr war der Sinn meines Daseins täglich klar ersichtlich und spürbar, oder vielleicht besser formuliert, erkannte ich den Sinn meines Daseins, weil mir diese Art zu leben, zu arbeiten und das Zusammenleben so sehr entsprechen.

Mein Wille, weiter zu helfen ist auch durch diese Zeit gefestigt worden. Letzte Woche habe ich meinen Verein in Österreich angemeldet, ab der kommenden Woche wird er im zentralen Vereinsregister sein. Der eingetragene Name ist „Verein Lebensgschichten“, auf Facebook https://www.facebook.com/vereinlebensgschichten zu finden, die Website-Adresse werde ich noch bekannt geben, da sie noch im Aufbau ist.


Tatsächlich habe ich auch zwei weitere Institutionen zwecks Zusammenarbeit auf Herz und Nieren geprüft 😉beide sehr interessant, trotzdem bin ich zum Entschluss gekommen, meinen eigenen Verein zu gründen, und diesen so aufzubauen und zu pflegen, wie ich es gerne möchte und spüre. Ihr habt mir die nötige Kraft und Zuversicht geschenkt, dass es funktionieren kann.


UPDATE Uganda

Fast täglich bin ich mit den unterschiedlichsten Menschen aus Uganda im Kontakt, hauptsächlich jedoch mit Yunus und Vincent, dem Schulleiter von Rakai. Alles braucht seine Zeit, Geduld ist mein zweiter Vorname, Ironiemodus off 😂.

Ihr erinnert euch bestimmt an mein letztes Update, das Wasser im Brunnen in Uganda ist salzig und die Kinder bekommen Hautausschläge. Die letzten zwei Monate habe ich vorwiegend genutzt, nicht die erst-beste Lösung umzusetzen, sondern mich weiter zu informieren und zu vernetzen. Unser Ingenieur meinte eher gelangweilt, wir sollen das Wasser halt destillieren, ohne Analyse, das würde uns rund 1500 Euro kosten, dann wäre alles gut. Damit gab ich mich natürlich nicht zufrieden, denn schon während meiner ersten Google Recherche erfuhr ich, dass dem Wasser durch das Destillieren auch sämtliche wichtigen Mineralstoffe entzogen werden.

Als ich in der Sonne-International vorgesprochen habe betreffs einer allfälligen Zusammenarbeit habe ich Stippe kennengelernt, er arbeitet für die Sonne-International, kennt sich in solchen Dingen wie Wasseranalysen und -Behandlungen gut aus. Wir sind im regen Austausch, jedes Ergebnis, das zu mir gelangt, bespreche ich mit ihm. Er hilft uns kostenlos.

Auch World Vision in Rakai ist mir mittlerweile ein wichtiger beratender Partner geworden, wer hätte denn das gedacht 😉. Von ihnen wollte ich wissen, da sie selbst ja auch Frisch-Wasser-Bohrungen machen, was sie in solchen Fällen machen. So kam ich zum Kontakt zu einem national anerkannten Labor, welches das Wasser nun getestet hat. Ja ja glaubt mir, bis nur organisiert war, wie die Wasserprobe von Rakai nach Kampala kommen wird, wäre ich schon bald lieber selbst runter geflogen….Denn natürlich tut auch World Vision nichts kostenlos, aber doch günstiger als das Labor. Die Wasserprobe kostete rund 150 Euro, der Transport ca. 80 Euro, das Labor wollte 450 Euro für den Transport und die Probenentnahme!!! Das sind doch Verbrecher… aber egal, es ist nun alles bezahlt, wir sind günstiger davongekommen und hier der Bericht:


Was glaubt ihr wie ich mich gewundert habe, als ich las, Salinity 0,00 (Salzgehalt). Im Austausch mit meinen Profis, inkl. Google😉, habe ich aber erfahren, dass wohl der überhöhte Mangananteil dazu führt, dass das Wasser salzig schmeckt und Hautreizungen hervorrufen kann.

Es ist jetzt nicht gefährlich beim Konsum, dass den Kindern unmittelbar etwas passieren könnte, jedoch können Langzeitschäden wie Konzentrationsschwierigkeiten, Vergesslichkeit, nicht ausgeschlossen werden, ebenso Hautreizungen, so die Meinung des Herrn aus dem Labor. Natürlich möchte ich dahingehend nichts riskieren und das Wasser entsprechend behandeln lassen.

Von World Vision habe ich nun eine Firmenempfehlung zur Wasserbehandlung erhalten, wir sind bereits in Kontakt mit Greening International in Uganda. Auch der Herr vom Labor sucht nach einer nachhaltigen und bezahlbaren Lösung. Und mein letzter Trumpf im Ärmel ist eben Stippe, er wird mich dann beraten, welches nun die beste Lösung sein wird. Die Spannung steigt.

Ihr seht, ich sichere mich in dieser Angelegenheit auf 3 voneinander unabhängigen Seiten ab, um an die beste Lösung zu kommen. Das braucht viel Geduld und viel Zeit. Seit ich weiss, dass das Wasser für die Kinder nicht gefährlich ist, fühle ich mich bedeutend entspannter.

Glücklicherweise war bis anhin Regensaison, so konnten sie das Wasser aus dem Regenwassertank zum Trinken und Kochen verwenden, zum Waschen das Brunnenwasser.


Unser Zeitungsartikel von New Vision ist bis heute nicht erschienen. Yunus sagt mir, Vincent hätte damals bar bezahlt, keine Quittung erhalten, die Jungs von New Vision waren auch tatsächlich vor Ort in Rakai bei der Eröffnung. Wir reden von 130 Euro. Nun habe ich bei Vincent den Kontakt angefordert, möchte wissen, wem und wann er das Geld übergeben hat, denn das akzeptiere ich so nicht. Er wird es mir liefern, meinte er. Ich glaube nicht dass Vincent uns beschissen hat, denn sonst wären die Reporter nicht vor Ort gewesen, aber wer weiss. Ich werde es rausfinden und euch berichten.


Immer wieder erreichen mich Hilferufe aus Rakai, wir haben kein Essen mehr für unsere Kinder. und immer wieder fühle ich mich schlecht dabei. Vor 2 Wochen habe ich ihnen 100 Euro runtergeschickt, damit konnten sie 100KG Maismehl und 40KG Bohnen kaufen, so ist das Überleben im Moment gesichert, aber wer weiss für wie lange. Die Lebensmittelpreise sind auch in Uganda massiv in die Höhe geschnellt, so haben sie mit einer Teuerung von rund 30% zu kämpfen😨😢.


Letzte Woche kam die Message, dass die Waisenkinder der Primary 7 ihr Examen schreiben müssten, sie aber das Geld nicht haben, die Kinder anzumelden. Mit dem Abschlusszertifikat der Primary 7 haben die Kinder die offizielle Schulzeit belegt und könnten so theoretisch in weiterführende Schulen. Vielleicht nicht heute, aber wer weiss was die Zukunft den Einzelnen noch bringen wird. Pro Kind kostet die Gebühr rund 11,30 Euro, 18 Kinder sind es, also rund 215 Euro im Total.

Im Gespräch mit meiner Schwester Jeannette meinte sie, weisst du was, ich übernehme diese Gebühr für die Kinder 😍😍😍. Ja könnt ihr euch vorstellen, wie sie sich gefreut haben in Rakai, als sie die frohe Botschaft erreichte. Es war eine Riesenfreude, die bis nach Kärnten und in die Schweiz spürbar war. Jeannette schrieb dann so lieb zurück, „ich hätte dieses Geld nicht besser investieren können“ ❤️❤️❤️.


Vincent hat nun begonnen, Irish Potatoes zu setzen, er meinte, wenn ich wiederkomme, werden sie mir ihre ersten eigenen Kartoffeln servieren 🤩🤩🤩.

Die bereits bezahlten Hühner sind noch nicht in Rakai angekommen. Leider hat der Regen und der Wind das Dach des neuen Hühnerstalls komplett zerstört, da müssen sie erst eine neue Lösung improvisieren. Zudem war ja eben Regensaison, da wären die Hühner wohl ertrunken. So warten wir ab, bis die Geflügelzucht gestartet werden kann. Einige von uns gesetzte Sämchen wachsen schon, andere brauchen noch etwas Zeit. Aber es wird schon.

Sie schätzen unsere Hilfe sehr und sind dankbar, dass wir sie auch jetzt, wo ich nicht mehr in Uganda bin, nicht vergessen haben ❤️❤️❤️. (wie könnte ich auch).


Letzten Monat kontaktierten mich meine 3 Frauen aus dem Waisenhaus in Uganda, welche mich zu den Familien gebracht haben. Sie meinten, die Schuldirektorin hätte Mama Mariams Kinder nach Hause geschickt, es wäre keine Schulgebühr bezahlt. Wow, da habe ich gekocht innerlich. Was für eine Frechheit. Ich bat die Ladies, zur Schule zu fahren, und habe ihnen die Quittung und die Fotos von unserem Besuch bei der Direktorin geschickt, damit sie Beweise vorlegen können. Dann hatten die Ladies sicher 3 Wochen keine Zeit 😬, zwischenzeitlich habe ich der Bildungsdirektion in Kampala ein Email geschrieben, inkl. der Fotos um mich über die Direktorin zu beschweren. Bis heute habe ich noch keine Rückmeldung erhalten, wen wunderts….

Die Frauen sind vor 2 Wochen tatsächlich in die Schule gefahren, haben der Direktorin die Quittung und die Fotos vorgelegt, da meinte sie lapidar, ah ja sorry, das hätte sie vergessen, die Kinder können in die Schule kommen….😬.

Die Uniformen haben die Kinder noch nicht, lediglich das Sportdress. Dieses Versagen werde ich mir im kommenden Jahr bei meinem nächsten Besuch zu Nutzen machen, sodass sie die Kinder wieder zu vergünstigtem Preis in die Schule lässt 😉.

Ich denke sie versuchen es einfach, oft wird’s funktionieren, manchmal nicht. Ich sichere mich weiterhin ab wo es nur geht, gehe möglichst geringe Risiken ein und spiele den Rest der Spiele nach ihren Regeln 😊.


Aber es gibt auch tolle News von Mama Mariam und Mama Josephine. Mama Mariam hat sich tatsächlich einen eigenen neuen Shop bauen lassen🤩🤩🤩, denn Miete zahlen möchte sie nicht..😅😅😅.

Auch bei Mama Josephine läuft das Geschäft, ich freue mich so sehr dass diese 2 Frauen ihre Chance ergriffen haben und nun ein besseres/einfacheres Leben haben🙏❤️.


Was aus den anderen Mamas geworden ist weiss ich aktuell leider nicht, werde aber sicherlich dran bleiben, ganz besonders Oma Nanyanzi mit ihren 3 Enkelkindern und dem Feuerholz interessiert mich🤔❤️.


Das aufwändige an dieser Arbeit in Uganda, oder vielleicht generell in der Entwicklungshilfe ist, sich abzusichern wo es nur geht. Zudem jeden, der etwas tut für mich/uns tut, für jeden Gang zu bezahlen. Sie haben ja wirklich nichts und können sich halt keine ausserordentlichen Ausgaben wie Benzin oder Taxi leisten. So hole ich meist mehrere Optionen/Meinungen ein, um sicherzustellen, dass ich die beste und günstigste Lösung habe, da mich immer wieder das Gefühl beschleicht, dass sie mich/uns „bescheissen“, was sie ja tatsächlich auch immer wieder in irgendeiner Form versuchen…, aber ich möchte da lieber nicht werten, wer weiss, zu was ich in der Lage gewesen wäre, hätten meine Kinder hungrig zuhause auf mich warten müssen.


Die nächste Katastrophe erreichte Uganda bereits letzten Monat. Ebola! Heute schon wurden 2 Distrikte Nähe Kampala unter Lockdown gestellt, die Nachbarländer fordern einen kompletten Lockdown für das ganze Land und Einreisesperren, die Medizin fordert die Hauptstadt Kampala unter einen Lockdown zu stellen. Die Wirtschaft steht aber jetzt schon an der Wand und kann sich keine Schliessungen mehr leisten. Offensichtlich handelt es sich um eine gefährliche Virusvariante vom „sudanesischen Stamm“, dagegen gibt es bis zum heutigen Zeitpunkt weder eine Impfung noch Medikamente. Sterblichkeitsrate bei einer Infizierung liegt bei 60 – 100% 😢😢😢.

Es fühlt sich schon beelendend an, dass ausgerechnet diese Menschen/Länder, die eh schon nichts haben, immer wieder von weiteren Katastrophen heimgesucht werden.

Ich wünsche ihnen viel Widerstandskraft in dieser herausfordernden Zeit, möge Gott sie beschützen🙏❤️.


Als schönen Abschluss noch eine Information in eigener Sache😍😍:

Meine Schwestern, meine Kinder und mein Mann haben mich in Österreich nominiert für die „Gala der Menschlichkeit“ für mein halbes Jahr ehrenamtliche Tätigkeiten in Afrika, und wisst ihr was? Ich wurde tatsächlich mit 5 weiteren Personen ausgewählt 😍. Die Nominierung meiner Schwester Karin konnte offenbar die meisten Herzen berühren und öffnen. So darf ich, gemeinsam mit meinem Mann, meiner Schwester Jeannette ihrem Mann Manfred am 10. November ins Hotel Imperial in Wien an die Verleihung eines „Awards der Menschlichkeit“ ❤️. Das macht mich sehr glücklich und berührt mich sehr. (zudem gibt es Reise- und Genussgutscheine, so bekomme ich vielleicht schon einen Zustupf auf meine nächste Reise im Ehrenamt🤩🤩🤩.

Herzlichen Dank an Alle, die mich nominiert haben und ganz besonders natürlich an dich Karin ❤️.


Das war es für heute, ich werde euch in der kommenden Woche ein Update zu Südafrika schreiben, auch da bewegt sich einiges 😊.

Herzliche Grüße aus Kärnten, eure Rita mit den Lebensgschichten aus aller Welt❤️


151 Ansichten1 Kommentar

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1 則留言


Martin Eberhart
Martin Eberhart
2022年10月30日

Herzliche Glückwunsch zur Nominierung. Das hast du dir wirklich verdient. Liebe Grüße, Martin

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